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Wir bleiben länger
Nach vier Tagen entschlossen wir uns, noch neun Tage zu bleiben. Also ging es zum Büro. „Wir sind nun schon vier Tage hier und wollen gerne länger bleiben.“ sagte ich. „Noch eine Nacht?“ fragte der junge Mann. „Noch neun Nächte!“ sagte ich. Die Augenbrauen schossen hoch. Hatte er recht gehört? „Neun Nächte?“ „Neun Nächte.“ Sowas kam wohl nicht sehr oft vor.
Dann musste ich noch die Parkgebühren zahlen. Wieviel ist 9 x 20? 180. 9 x 20 = 180 rechnete auch der Taschenrechner der jungen Dame. Sie traute ihrem Apparat wohl nicht ganz und rechnete nach: 20 + 20 + 20 + 20 + 20 + 20 + 20 + 20 + 20 (bei jedem „+“ wurde ein Finger der Hand umgelegt, bis es 9 waren) = 180. 180 Dollar bitte. Danke. Quittung geschrieben. Wir durften weitere neun Tage bleiben.
Gautenger schlugen ihr Camp auf. Die Stimme der Frau war durchdringend schrill. „Daisy Duck!“ sagte Anita. „Das ist die Synchronstimme von Daisy Duck!“ Ich sagte: „Sie spricht aber Englisch.“ „Daisy Duck selbst? Daisy Duck hier?!“ Die Familie blieb drei Tage. Es gab zwei Daisys. Die Mutter hatte ihrer Tochter die Stimme vererbt. Das beruhigte uns, denn zweimal Kehlkopfkrebs zur gleichen Zeit in derselben Familie ist ja wohl eher unwahrscheinlich.
Am 5. Tag fragte ich den Haus- und Hofmeister, ob der Rasen rund um unser Zelt nicht mal bewässert werden müsste. Aus Angst, unser Zelt nass zu machen, sprengte er dort nicht mehr. So wurde das Gras schnell welk und trocken. Da wir zwei Wochen bleiben würden, würde der Rasen völlig kaputt gehen, wenn es nicht regnen oder er nicht gewässert würde. Er brachte dann gleich den Schlauch und übertrug mir die Aufgabe. Das war mir ganz recht. So konnte ich schauen, daß nichts von unseren Sachen kaputt ging und unser Zelt auch gleich auf Regentauglichkeit testen. Es war rasensprengerdicht.
Anita studierte das 4×4 Cookbook. Da gab es keine Rezepte ein Allradauto zu kochen (wie der Titel auch suggerieren könnte), sondern Rezepte für Menschen auf Allradtouren. Wir waren zwar nicht auf einer solchen Tour, aber dennoch interessiert (in die Rezepte als auch in eine Tour). Die Rezepte für Desserts fingen meistens mit „Man nehme 1 Paket Marie Biscuits“ an. Zwar waren unsere althergebrachten Rezepte immer noch lecker – das Schweinekotlett in Chutney mariniert und dann auf dem Rost gebraten ist wirklich finger licking good, und es gibt keinen besseren Hot Dog als einen Boere Dog – aber wenn man länger campt, möchte man mal auch andere Rezepte ausprobieren. Und dazu gab das 4×4 Cookbook viel Stoff zum Nachdenken. Die Einkaufsliste wurde immer länger.
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