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Diebische Paviane und frisch geschlüpfte Gnubabys
Am 2. Weihnachtstag unternahmen wir morgens eine lange Wanderung zu dem ersten der beiden anderen Stauseen im Park. Da ich immer noch leicht krank und völlig unfit war und Anita eh eine Abneigung gegen Steigungen-die-frau-zu-Fuß-hochgehen-muß hat, gingen wir nicht die Pad über die Hügel, sondern das Rivier entlang. Das Rivier lief immer noch – eine Freude für mein Namibier-Herz – und wir mussten immer wieder Stellen mit Felsen suchen um sie trockenen Fußes zu überqueren.
Wir kamen an einer Pavianherde vorbei. Der Wächter sah uns lange, bevor wir sie sahen und rief seinen Warn-Ruf. Wir blieben stehen, bis die ganze Familie das Rivier überquert und sich in den Felsen verzogen hatte.
Wir sahen noch ein anderes Tier: ein klippdachsgroßes Tier saß in einem Baum. Klippdachse kriechen nicht in Bäumen herum, aber vom Körperbau sah es einem solchen sehr ähnlich, außer daß es einen langen Schwanz hatte. Wieder zuhause blätterten wir durch die Bücher über Säugetiere im südlichen Afrika. Wir wurden nicht fündig. Es gibt zwar einen nahen Verwandten des Klippdachses, der in Bäumen lebt, aber diese Tiere kommen in KwaZulu-Natal oder Mozambik vor, nicht hier bei uns im Westen des Kontinents. Vielleicht war es doch nur ein Klippdachs, der aus Versehen in einem Baum gelandet war? Aber der Schwanz? Wir konnten nicht feststellen, welches Tier wir gesehen hatten.
Am Abend des zweiten Weihnachtstages wies der Schlangen-Security, der ja nun nicht 24 Stunden am Tag auf Dienst sein konnte, seinen neuen Kollegen ein. Bei unserem Zelt sagte er zu dem Neuen: „You must watch good over my two memes. Sit on this wall and make sure, nothing happens to them.“ Die beiden Memes, die so gut aufgepasst werden mussten, waren wir.
Unsere zweitletzte Nacht war immer wieder unruhig. Die Pferde waren auf dem Campingplatz und eins graste wohl direkt neben meinem Kopf auf der andere Seite der Zeltplane. Sie stießen eine Stange, die unser Vordach aufrecht hielt, um und äpfelten den Weg voll. Der Haus- und Hofmeister war not amused.
Aber eigentlich wurden wir von den Pavianen geweckt. Sie kamen an diesem Morgen zurück ins Camp – zum ersten Mal seit dem Drama mit dem Pavianjungen. Ein Muttertier, mit einem Jungen, daß sich an ihrem Bauch festklammerte, warf laut klappernd alle Mülltonnendecken runter. Zwei Camps weiter wurde sie fündig. Dort hatten die Bewohner alle Lebensmittel offen rumstehen lassen und waren auf einen Game Drive gefahren.
Wir rannten rüber, laut „Shuh!“ rufend. Alle Tiere in Afrika südlich der Sahara verstehen dieses Wort als „Fort!“ Sie rannte fort und nahm einen großen Tupperware-Behälter mit. Ich jagte sie weiter. Sie schmiss den pinken Deckel weg und setzte sich dann unter einen Baum und verspeiste einen Keks nach dem anderen. „Shuh!“ wirkte nicht mehr. Sie machte drohende Geräusche. Bei einer Pavianmutter werde auch ich vorsichtig und blieb in gebührenden Abstand stehen. Ich schaute sie an, sie mich. Ich wollte schon aufgeben, denn wenn die Leute so dumm sind und alles offen stehen lassen…. Da kam ein Bakkie mit Daan Viljoen-Mitarbeitern vorbei. Alle riefen im Chor „Shuh!“ und der Fahrer hupte. Da wurde es auch der Paviandame zuviel und sie ließ den Tupper-Behälter stehen und floh mit Kind ins Veld. Die Arbeiter, die uns bereits kannten, fanden die Dummheit der Touristen ungeheuerlich. Einer brachte mir die Dose zurück.
Anita und ich hatten für den Tag auch einen Game Drive geplant. Aber wir wussten: sobald wir den Campingplatz verlassen würden, wäre die Pavianmutter wieder da. Also packten Anita und ich die Lebensmittel dieser Leute in deren Zelt und verschlossen alles.
Als wir dann von unserem Game Drive zurück kamen, sagte ich den Leuten, daß sie Pavian-Besuch gehabt hätten. „Oh,“ sagte der Mann. „Bobbejane…“ Da hatten sie gar nicht dran gedacht.
Wir waren fast schon wieder froh, daß wir nach fünf Tagen Abwesenheit wieder Paviane im Camp hatten.
Auf dem Game Drive gab es die üblichen Verdächtigen: Springböcke, Oryx, Gnus, Zebras, Elands, Hartebeester und dann endlich mal eine Herde Kudus. Dann die Giraffen. Dann wieder eine Herde Gnus. Einige Tiere lagen auf der Straße und dösten. Als wir langsam heranfuhren, standen sie auf und stellten sich alle um ein Etwas, etwa drei Meter von der Straße entfernt. Solches Verhalten hatten wir noch nie wahrgenommen. Sonst laufen sie einfach ein paar Meter ins Veld. Die Ferngläser wurden auf das Etwas gerichtet. Es war ein frisch geschlüpftes Junges – noch naß und hatte noch nie in den paar Minuten seines irdischen Daseins gestanden. Das Kleine zappelte ein bißchen, wippte hin und her und stand auf. Gleich wurde die Mama, oder vielmehr der Euter der Mama gesucht.
Die anderen Gnubabys sahen das als Signal und wollten auch alle bei ihren Müttern trinken. Da wollte wir nicht länger die Quelle der Aufregung sein und fuhren weiter.
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