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Kriminelle Energie am Heiligabend
Als ich Security am Heiligabend einen Becher Kaffee und einen Erdnussbuttersandwich zum Frühstück brachte, erzählte er, daß er in der Nacht bei unserer Toilette (allerdings auf der Seite der Herrentoilette) eine Schlange gesehen hatte. Er versprach mir, mich zu rufen, wenn er wieder eine sehen würde.
Schon kurz danach gab es großes Geschrei: „Onjoka!“ Schlange! Eines der Kinder vom Nachbarcampingplatz hatte die Schlange gesehen und zwar in einem Loch in der Mauer, etwa 10 Meter von unserem Zelt entfernt.
Da plötzlich 10 Menschen vor ihrem Loch standen, zog sie sich zurück. Die Nachbarn sprachen davon, die Schlange zu töten. Ich versuchte, sie zu identifizieren und holte wieder die Schlangenbücher hervor. Sie war quer gestreift – ein schlechtes Zeichen, denn Puffottern sind auch quer gestreift und sehr gefährlich. Aber dann sprachen wir über die Kopfform. Sie war nicht die übliche Otterform. Also eher eine Maulwurfs- oder Eierschlange, die für Menschen völlig ungefährlich sind. Ich zeigte dem Jungen, der sie gesehen hatte die Bilder, sprach davon, daß Schlangen nur beißen, wenn sie sich angegriffen fühlen und daß diese wahrscheinlich ohne Giftzähne war. So hoffte, ich, daß niemand mehr von „doodmaak“ sprechen würde.
„I am dreaming of a white christmas“ erklang es aus dem CD-Lautsprecher der Familie nebenan. Wir hatten um die 30 Grad Celsius. Der deutsche Radiodienst Namibias spielte ein großes Weihnachtskonzert mit Bach und Händel. Diese Musik passte besser in die Landschaft als „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ und „Leise rieselt der Schnee.“
Zwei deutsche Touristengruppen kamen am Heiligem Abend zum Campingplatz. Da war eine vierköpfige Familie, die an dem Tag zum 1. Mal das Auto mit Dachzelt benutzte und erstmal alles ausprobieren musste. Alle waren sehr aufgeregt, ob dieses Abenteuers in Afrika. Wir haben uns nett mit ihnen unterhalten.
Dann gab es ein anderes Paar, die ihre letzten zwei Tage im Daan Viljoen Wildpark verbrachten. Sie waren schon drei Wochen in Botswana unterwegs gewesen. Das Camp wurde nach einem Sixpack Bier aufgebaut. Abends kam die Frau ganz aufgeregt zu uns. Die Geldgürtel mit Geld und Papieren waren aus dem Auto gestohlen worden, während sie im Restaurant waren. Das Auto hatten sie nicht verschlossen, weil es ja Security am Campingplatz gab. „Mädel, wir sind hier in Afrika, nicht im Paradies“ hätte ich ihr am liebsten gesagt, blieb aber still.
Wir, die nun schon über eine Woche auf dem Campingplatz waren, fanden das unfassbar. Nicht nur hatten wir nichts gesehen, es gab an diesem Abend sehr viele Campinggäste und da sind Diebe eigentlich vorsichtiger. Außerdem hatten wir unser Zelt oft alleine gelassen und nie war etwas weggekommen (Wertsachen hatten wir aber auch nicht rumliegen lassen). Einmal hatte ich gedacht, daß wir bestohlen worden waren. Aber sowohl mein Zippo als auch das Leatherman Tool wurden wieder gefunden. Also vermuteten wir zuerst, daß die Taschen verlegt worden waren.
Aber dem war wohl nicht so. Am nächsten Tag durchsuchte die Frau das Gebüsch rund um den Campingplatz in der Hoffnung, wenigstens die Papiere wieder zu finden. Pässe und Tickets – alles war weg. Dazu kam, daß es Weihnachten war, dazu langes Wochenende und Sommerferien. Die Botschaft in Windhoek würde nicht geöffnet sein. Sie fand leider nichts.
Am Abend trafen wir sie wieder. Sie hatten den Notdienst der Botschaft erreicht und würden am nächsten Tag abreisen können. Man hatte in der vorigen Nacht den Security-Beamten, der auf Dienst war, verhaftet. Das war nicht der nette Schlangen-Security, sondern ein anderer. Zu viele Indizien sprachen wohl gegen ihn. Der Schlangen-Security kam auch hinzu, als wir uns gerade unterhielten. Er war ziemlich geschockt und meinte, daß es dumm sei, seinen Job für sowas aufs Spiel zu setzen. Sein eigener Job war auch in Gefahr, denn die Firma würde wohl nicht wieder einen Vertrag bekommen.
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