Anita und ich wünschen Euch allen ein wunderschönes Jahr 2022 mit Freude, Frieden und Gesundheit.
Ein Jahreswechsel inspiriert mich immer darüber nachzudenken, wie es im neuen Jahr weitergehen soll und welche Änderungen gemacht werden müssen. So auch über diesen Blog, auf dem nun schon einige Zeit nichts mehr geschrieben wurde.
Es gibt mehrere Gründe für diese Stille.
Unsere Gerichtsverhandlung
Ein Hauptgrund, warum wir das Land im Augenblick nicht verlassen können, ist, dass Anita nach inzwischen fünf Jahren immer noch darum kämpft, in Namibia leben zu dürfen. Das namibische Ministry of Home Affairs hat ihren Antrag auf Permanent Residence aufgrund unserer gleichgeschlechtlichen Ehe abgelehnt. Wir haben das Ministerium verklagt und im Mai waren wir vor dem High Court of Namibia. Drei Richter müssen nun bis spätestens dem 20. Januar 2022 ein Urteil fällen. Einerseits sind wir guter Dinge, da wir glauben, die besten Argumente zu haben, anderseits wissen wir aber auch, dass ein Sieg vor Gericht wahrscheinlich nicht das Ende der Odyssee sein wird, sondern dass die Angelegenheit bis zum Supreme Court verhandelt werden wird. Diese Gerichtssache kostet uns viel Zeit, Nerven und Geld, aber wir wollen nicht aufgeben, denn wir kämpfen nicht nur für uns selbst, sondern für alle gleichgeschlechtlichen Paare in Namibia.
Wer mehr über unseren Kampf gegen das Ministerium erfahren möchte, kann in diesen Artikeln darüber lesen:
- Where we belong: Inside the reckoning for queer rights in Namibia
- Namibia’s LGBTQ equality reckoning
- Same-sex couples await historic ruling
Da Anita eine Gerichtssache am Laufen hat, wird sie in Namibia geduldet. Ihr Touristenvisum wird immer wieder, wenn auch vonseiten des Ministeriums nur zögerlich und unter Druck durch unsere Anwältin für jeweils drei Monate verlängert. Sollten wir das Land verlassen, könnte es sein, dass Anita nicht mehr ohne Weiteres wieder hineinkommt – es gab genug Fälle bei anderen schwul-lesbischen Paaren, wo genau das vorgefallen ist. So sitzen wir im Augenblick in Namibia fest.
Covid-19
Namibia ist doppelt so groß wie Deutschland und darum könnte man meinen, dass das Land kein Gefängnis ist. Covid schränkte uns aber stark in den Reiseplänen innerhalb des Landes ein. Während der kühlen Monate, in denen das Reisen am angenehmsten ist, gab es hier in Namibia einen Lockdown. Wir leben nun auf einer Farm in der Nähe von Omaruru und durften deshalb nur in der Erongo-Region herumfahren.
Der Tod meiner Mutter
Dann erkrankte meine Mutter schwer und verstarb im August. Ich konnte in den letzten Wochen bei ihr sein und sie begleiten, was einerseits für mich eine selbstverständliche Aufgabe war, mich anderseits aber auch an meine Grenzen brachte. In den Wochen und Monaten danach gab es viel zu tun und es erst seit Dezember, dass in mir Ruhe eingekehrt ist.
Wir leben auf einer Farm
Trotz all dieser Dinge geht es uns aber gut. Wir haben uns auf der Farm meines Cousins eine kleine Wohnung gemietet und sind sehr dankbar, dass wir hier leben dürfen. Vor allem während des Lockdowns war es ein Segen, dass wir nicht in Windhoek in unserer kleinen Wohnung eingesperrt waren, sondern uns hier frei bewegen konnten. Meine Tante Metta, die gleich im Haus nebenan wohnt, und wir harmonieren hervorragend und so ist es win-win für alle. Hier auf der Farm erleben wir viel, z.B. die Schur von Alpakas oder das Bohren nach Wasser und auch wenn nicht gerade eine größere Farmaktion stattfindet, so sind unsere Tage doch ausgefüllt. Es kommt keine Langeweile auf.
Wie es mit dem Blog weitergeht
Wie soll es nun mit diesem Reise-Blog weitergehen, wenn Reisen nicht immer möglich ist? Darüber habe ich mir viele Gedanken gemacht und werde den Fokus dieses Blogs ein wenig ändern.
Dieser Blog wird kein Reise-Blog sein, wie man sie zuhauf im Internet findet, mit Themen wie “10 Aktivitäten die du in Sansibar unternehmen kannst” oder “Warum das Sossusvlei eine Reise wert ist” oder “Orte, die auf deiner Bucket-Liste für Zimbabwe sein sollten” oder “Die beste Route für eine 14-tägige Reise in Südafrika”. Wer solche Informationen sucht, braucht nur zu googeln und wird dann von Vorschlägen und Fakten erschlagen. Falls jemand die relevantesten Internetbeiträge sucht, kann sie oder er auch auf meiner Pinterest-Seite stöbern.
Ich habe mir vorgenommen über unsere interessantesten Erlebnisse zu berichten. Da wir gerne unterwegs sind, werden natürlich auch Beiträge über Reisen dabei sein. Aber ich werde auch über andere Erlebnisse schreiben, z.B. über das Leben auf der Farm. Es wird also ein Blog sein, wie Blogs ursprünglich mal gedacht waren: Logbucheinträge über unser Leben.
Da wir selbst daran interessiert sind, wie andere Menschen reisen, werde ich wahrscheinlich auch den einen oder anderen Beitrag, z.B. über unser Reisefahrzeug und Ausrüstung oder über Navigation verfassen. Zum einen, weil ich weiß, dass wir nicht die einzigen sind, die andere Reisende fragen, wie und warum sie ihr Auto so ausgerüstet haben, wie sie es haben. Zum anderen mache ich mir schon mal Notizen für mich selbst, die ich dann poste. Ein Beispiel von Letzterem ist “Der richtige Reifendruck beim Offroad-Fahren”, von dem ich weiß, dass er nicht nur für mich, sondern auch für andere von Nutzen ist.
Eine andere Änderung ist, dass ich vorerst keine Artikel mehr ins Englische übersetzen werde. Eine Übersetzung braucht, trotz Werkzeuge wie Deepl, viele Stunden Zeit. Der Gedanke daran bremst mich darin, einfach etwas zu schreiben und deshalb werde ich mich davon befreien. Bestehende englische Beiträge bleiben aber bestehen.
Nun zu euch liebe Leserinnen und Leser: Was würde euch interessieren? Wollt ihr an unserem Leben teilhaben? Oder wollt ihr lieber einen stinknormalen Reiseblog? Habt ihr Fragen, die wir vielleicht beantworten können?
Anette Seiler
Anette bereist schon seit ihrer Kindheit das südliche Afrika. Sie liebt es, in der freien Natur zu sein, zu campen, Vögel zu beobachten und offroad zu fahren.
Carola Riedel says
Hallo ihr Zwei.
Ich bin zufällig auf euren Blog gestoßen, weil ich mich seit ner weile mit dem Thema gleichgeschlechtliche Ehe in namibia beschäftige. Meine Freundin und ich wollen auch gerne nach Namibia. Ich bin gebürtig von dort, meine Freundin leider nicht. Wir stehen vor einem Berg Herausforderungen und wir würden uns gerne mit euch austauschen. Vielleicht können wir uns gegenseitig unterstützen.
Würden uns freuen von euch zu hören.
Rolo und Manu
adminOutInAfrica says
Liebe Rolo und Manu,
ich habe euch eine EMail geschickt.
Gruß
Anette