Ich liebe Aquarien, und wenn es nur die 60l-Tanks mit bunten Fischen in einem Wohnzimmer sind. Es beruhigt mich den schwimmenden Fischen zuzuschauen.
Gerne besuche ich auch große Aquarien, wie das Two Oceans Aquarium in Kaptstadt, oder aber das namibische Nationalaquarium in Swakopmund.
Das Nationalaquarium ist bei weitem nicht so groß, wie das Two Oceans-Aquarium, aber es ist immer wieder ein Besuch wert.
Hier gibt es ausschließlich Meerestiere, die in namibischen Gewässern vorkommen. Viele von ihnen haben wir schon gesehen, wenn sie von Anglern aus dem Meer gezogen worden: Kabeljou (Afrikanischer Adlerfisch), Steenbras, Galjoen, Kolstert, Katfisch und diverse Haie und Rochen. Aber ein Fisch auf dem Strand ist etwas anderes als ein Fisch im Meer. Da wir an der namibischen Küste wegen der starken Strömung und Brandung nur unter erschwerten Umständen tauchen könnten, bleibt die Frage, wie unsere Fische im Meer leben ein Mysterium – bis wir das Aquarium in Swakopmund besuchen.

Wir werden von einem freundlichen Sicherheitsbeamten an der Eingangstür begrüßt. Gleich im Eingangsbereich ist die Theke, an der wir unseren Eintritt bezahlen. Auch die junge Frau an der Kasse ist für ein nettes Schwätzchen bereit.
Eintritt kostet für Einwohner der SADC-Staaten 10,00 NAD und für alle anderen internationalen Besucher 30,00 NAD.

Gleich beim Eingang ist ein großes Becken, in dem ein einzelner Rochen seine Kreise zieht. Immer wenn sich ein Besucher über den Beckenrand beugt, taucht er mit seinem Kopf aus dem Wasser.
Die Hauptattraktion des Aquariums liegt ein paar Schritte weiter: es ist ein großes Becken mit einem Glastunnel. So können wir die Tiere nicht nur vom Rand beobachten, sondern mitten unter ihnen stehen.



Welch schöne Fische gibt es hier! Okay, es sind keine bunten Fische, wie wir sie aus subtropischen Gewässern kennen. Unser Ozean ist kalt, unsere Fische sind meistens recht farblos, aber dennoch: sie sind wunderschön.
Wir sehen alle Fische, die wir vom Angeln kennen: riesige Adlerfische, die kein Angler mit einer normalen Angel an Land ziehen könnte, große Steenbrassen, Galjoen, Kolstert, Katfische, thunfischähnliche Lederfische, Stompneus, Haie, Rochen – alle ziehen gemütlich ihre Kreise und zeigen sich von allen Seiten.
Überall gibt es Sitzmöglichkeiten, damit wir uns die Tiere in Ruhe anschauen können. Ein sehr schöner Platz ist eine große Glaskuppel ins Wasser hinein, in der wir den Tieren noch näher sein können.

Uns fällt auf, dass einige Tiere milchige Augen haben und erblindet sind und wir fragen uns, was die Ursache dafür sein könnte.




Neben dem großen Aquarium gibt es noch einige kleinere, in der wir auch andere Bewohner des Meeres beobachten können. Mir gefallen die Baby-Katfische, die Seesterne und Seeanemonen. Wir stellen fest, dass die Museumsmitarbeiter auch Humor haben, denn es gibt ein Becken mit dem Hogwarts-Fisch.



Große Tafeln informieren zum Atlantischen Ozean and der namibischen Küste, den Meeresvögeln und Robben und auch zur Fischerei.



Das Aquarium ist schön gemacht, aber, so sagen wir beide, es bräuchte mal ein wenig Liebe. Seit seiner Einweihung in den Neunziger Jahren wurde kaum noch etwas geändert. Ja, alles funktioniert und der Ort ist sauber, aber es sieht auch alles ein wenig schäbig und abgenutzt aus.
Wir gehen ein Stockwerk höher und schauen von oben in das große Becken. Das Wasser wird hier aber so in Bewegung gehalten, dass wir nicht viel von den Fischen sehen. Nur ab und zu kommt ein Rochen an die Wasseroberfäche.
Hier oben ist auch ein Kinderspielplatz.

Neben dem Becken steht ein kräftiger schwarzer Mann. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass er der Fischpfleger des Aquariums ist. Wir merken schnell, dass er seine Tiere und seinen Job liebt.
Wir fragen ihn, ob wir es richtig gesehen haben – einige Fische sind erblindet? Ja, sagt er und seine Stirn legt sich in Sorgenfalten. Einige Fische sind tatsächlich blind. Die Ursache dafür liegt im Filtersystem. Fortwährend wird frisches Wasser aus dem Meer ins Aquarium gepumpt. Es muss gefiltert werden und im Filter entstehen kleine Blasen, die wohl für das Erblinden der Fische verantwortlich sind. Das Aquarium weiß auch schon, was getan werden muss. Kollegen aus Südafrika haben Rat gegeben und er und die anderen Mitarbeiter würde gerne, wie im Two Oceans Aquarium, das ganze Filtersystem ersetzen, aber es fehlt an Geld. Wenn er doch nur ein paar #fishrot-Millionen hätte, sagt er, dann würde alles besser werden und seinen Tieren würde es wieder gut gehen.
Wir fragen ihn zum Rochen aus, der allein im Becken im Eingangsbereich lebt. Der Rochen wird langsam zu groß für das Becken und so hat er sein eigenes Becken bekommen. Er erzählt uns, dass Rochen sehr schnell zahm werden und sich streicheln lassen. Das ist der Grund, warum er immer den Kopf aus dem Wasser steckt, wenn Menschen am Beckenrand stehen. Das Verhalten ist also, für einen Aquariums-Rochen völlig normal. Dem Tier geht es gut. Aber das Aquarium möchte nicht, dass Fische gestreichelt werden, denn die wenigsten Menschen wissen, dass man die Fische nur ganz sanft anfassen darf. Leider hat es sich auch herausgestellt, dass viele Besucher keine sauberen Hände haben und beim Streicheln Krankheiten verbreitet haben.
Woher kommen die Fische, die im großen Becken sind? Sie wurden mit einer Angel gefangen. Auch die riesigen Adlerfische? Ein kleiner Fisch kämpft schon mit aller Kraft. So einen großen könnte man doch nie mit der Angel fangen! Er lacht und erzählt, dass die großen Adlerfische mal kleine Fische waren, als sie gefangen wurden. Seit 1998 leben sie im Becken und sind über die Jahre so groß gewachsen.
Wir fragen noch, welche Wale es in den namibischen Gewässern gibt. Humpback Wale werden regelmäßig gesichtet und früher, als er noch zur See fuhr, hat er oft ganze Gruppen von Orcas gesehen, die die Fischerboote verfolgt haben.
Uns gefällt der Mann, der so begeistert über seine Arbeit spricht. Wir verabschieden uns und hoffen, dass bald ein wenig Geld ans Aquarium geht, damit ein neues Filtersystem eingebaut werden kann.

Fazit
Das Namibische Nationalaquarium ist klein aber schön. Solltest du es besuchen wollen, musst du vielleicht eine Stunde Zeit einplanen. Der Eintrittspreis ist in Ordnung und du wirst viel über den Atlantischen Ozean und seinen Bewohnern lernen.
Wie bereits erwähnt: es könnte einiges gemacht werden, um das Aquarium schöner zu machen. Ganz offensichtlich fehlen die nötigen Mittel, aber das Personal bemüht sich, das beste aus der Situation zu machen.
Wir empfehlen einen Besuch.


Anette Seiler
Anette bereist schon seit ihrer Kindheit das südliche Afrika. Sie liebt es, in der freien Natur zu sein, zu campen, Vögel zu beobachten und offroad zu fahren.


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