Planung der Reise
Mitte 2022 kündigte unser Freund Chris aus der Schweiz einen Besuch in Namibia an. Er wollte mal wieder sein Auto, das er bei Windhoek gelagert hatte, bewegen und fragte, ob seine beiden Lieblings-Tannies mit ihm auf Tour gehen wollten. Natürlich wollten wir, zumal er vom Kaokoland träumte.
Das Kaokoland ist eine der letzten wirklich wilden Gebiete in Namibia. Schon als Kind hat das Wort „Kaokoland“ eine magische Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Es dauerte aber dann Jahrzehnte, bis wir das Kaokoland bereisen konnten.
Was heißt „Kaokoland“? Dazu muss man ein wenig die Geschichte der Bantuvölker kenne. Ursprünglich lebten die Vorfahren der Ovambo, Herero und anderer Bantuvölker im Gebiet der Großen Seen in Ostafrika. Dann zogen sie südwärts. Die Ovambo und Herero wanderten in das Gebiet, das heute den Norden Namibias ausmacht. Da die Ovambo Ackerbauer und die Herero Viehzüchter waren, vertrieben die Ovambo die Herero aus den fruchtbaren Gebieten nördlich der Etoshapfanne nach Westen.
Die Herero wanderten also von Osten nach Westen, mit der Morgensonne im Rücken. Auf ihrer rechten Seite war ein Fluss, den sie „Rechte Hand“ oder, in ihrer Sprache „Okunene“ nannten. Zu ihrer linken Seite war ein großes offenes Land, das sie „Linke Hand“ oder „Okaoko“ nannten.1Joubert, Jan H. (2003): 4×4 Routes in Namibia. 8th ed.: Greensport.
Später zogen die meisten Herero weiter nach Süden und dann in das zentrale Namibia. Einige Stämme blieben zurück. Die Menschen nannten sich „Ovahimba“. Sie kamen nicht mit den christlichen Missionaren in Berührung, die die Herero weiter südlich dazu brachten, „anständige“ Kleidung anzuziehen. So tragen viele Ovahimba weiterhin die traditionellen Lendenschurze aus Leder. Allerdings hat es sich in den letzten zwanzig Jahren auch geändert – immer mehr Ovahimba benutzen heute eher Stoff als Leder, aber sie tragen meistens keine europäische Kleidung, außer in den größeren Orten wie Opuwo oder Sesfontein.
Wir begannen mit der Planung. Auf dem Weg zum Kaokoland würden wir durchs Damaraland fahren müssen, und da gibt es ja auch schöne und wilde Ecken. Ja, es sollte wild werden – off the beaten Track – Orte an die die Normaltouristen kaum hinkommen, Orte, die Chris allein nicht besuchen würde, mit wildem Camping. Er schickte uns eine Liste von Wunschorten, die er mal sehen wollte. Daraus erstellte ich eine Tour, rechnete Kilometer aus und schaute, wo wir campen, einkaufen und tanken könnten. Da weit im Kaokoland gibt es kaum Einkaufsmöglichkeiten und nur wenige Tankstellen. Obwohl wir einen doppelten Sprittank haben, würden wir extra Diesel in Kanistern mitnehmen müssen. Chris‘ Land Rover Discovery ist zwar sparsamer als unser Cruiser, aber er hat keinen doppelten Tank und auch er musste zwei volle Kanister in seinem Auto unterbringen.
Anita und ich waren schon ein paarmal im Damaraland und Kaokoland gewesen, aber es gab immer noch Orte, die wir nicht kannten: das Marienflusstal und die Dromme. Wir wussten, dass wir grandiose Landschaften erleben würden, mit etwas Glück Wüstenelefanten beobachten könnten und – darauf freuten wir uns besonders – Lone Men entdecken würden.
Anfang September kam Chris auf die Farm. Wir hatten schon alles gepackt und konnten am nächsten Tag gen Nordwesten fahren.
Unsere Fahrzeuge
Anita und ich haben unseren Land Cruiser 79 namens !Nwassa als Reisefahrzeug umgebaut. Ein Land Cruiser ist ein Land Cruiser ist ein Land Cruiser. Das Auto ist für Offroad-Fahren gemacht, hat aber dafür keinen elektronischen Schnick-Schnack. Den wollen wir auch gar nicht haben, denn die Erschütterungen durch die schlechten Wege und der Staub legen Elektronik gerne lahm. Uns ärgert schon, dass wir elektrische Fensterheber haben, denn mit denen haben wir immer wieder Probleme, natürlich nur dann, wenn die Seitenfenster auf sind, und wir sie schließen wollen.
Wir haben ein Bundutop Dachzelt, einen doppelten Sprittank und einen 60-Liter Wassertank an Bord. Außerdem haben wir immer einen 20-Liter Schweizer Wassersack dabei, oft mit Wasser, das wir nicht trinken wollen, aber das zum Spülen und Waschen in Ordnung ist. Unser Gepäck und die Ausrüstung ist in diversen Plastikboxen oder in Taschen verstaut. Wir haben eine ganze Schublade mit Werkzeug in unserem Canopy untergebracht. Bergegerät wie Spaten, HiLift Jack, Winde und Snatchbänder sind selbstverständlich immer dabei.
Chris hat seinen Schweizer Land Rover Discovery vor zwei Jahren ins Land gebracht. So haben wir uns kennengelernt, als wir sein Auto in Walvis Bay aus dem Container abgeholt und nach Windhoek überführt haben. Ein Discovery ist ein sehr bequemes Fahrzeug mit viel elektronischem Komfort und Luftfederung, aber – und das sagt Chris selbst – es ist nicht so zuverlässig wie ein Land Cruiser. Chris hat zwar keinen zweiten Sprittank, aber einen großen Wassertank. Außerdem hat er ein Schubladensystem eingebaut, in dem er sein Gepäck und seine Ausrüstung aufbewahrt. Auf dem Dach hat er ein aufklappbares Zelt. Das kann er zwar nicht so schnell auf- und zuklappen wie wir unser Bundutop, aber zumindest ist es nicht von Elektronik abhängig, wie unseres.
Zur Kommunikation waren die beiden Autos über CB-Funk miteinander verbunden. Meistens konnten wir uns auch über mehrere Kilometer gut verständigen, aber sobald ein Hügel zwischen den Autos lag, gab es Schwierigkeiten. Dennoch haben wir die Funkverbindung zu schätzen gelernt.
Unser Tagesablauf
Hinter Omaruru würden wir die asphaltierten Straßen verlassen und die nächsten 2000 Kilometer nur auf Gravel oder auf Offroad-Wegen fahren. Deshalb war geplant, pro Tag nicht mehr als 300 Kilometer auf Gravel und allerhöchstens 150 Kilometer Offroad zu fahren. Das hört sich nicht viel an, aber selbst bei so kurzen Strecken kann die Fahrerei anstrengend sein und wenn wir dann noch so viele eindrückliche Erlebnisse haben, sind wir abends sehr erschöpft.
Wir standen morgens um 7 Uhr auf. Das war ein paar Minuten vor Sonnenaufgang. Nach dem Anziehen machte Anita Frühstück, während ich unser Bett machte und anfing unsere Sachen zu packen. Es wurde immer gemütlich gefrühstückt, dann gespült und weiter gepackt. Chris brauchte zum Packen immer etwas länger, aber er musste ja auch allein arbeiten. Meistens waren wir gegen 9:30 Uhr fertig und fuhren los.
Anita und ich machen selten Mittagspause, wenn wir auf Tour sind. Wir essen ein paar Snacks wie Biltong, Trockenobst, Cracker oder Chips während der Fahrt. Chris wollte aber mittags richtig was essen und so hielten wir gegen 13:00 Uhr an einem schattigen Platz an. Manchmal kochte er sich Pasta, manchmal hatte er sich Sandwiches gemacht.
Nachmittags ging es dann weiter. So um 16:00 Uhr erreichten wir unseren Übernachtungsplatz. Chris spannte seine Hängematte auf und machte ein Nickerchen, Anita las in einem Buch und ich ging nochmal für zwei Stunden spazieren. Meistens war ich um 18:30 zurück im Camp, gerade pünktlich zum Sundowner und Abendessen.
So um Sonnenuntergang bauten wir unsere Zelte auf. Bei unserem Bundutop ging es in ein paar Sekunden, Chris brauchte aber auch nicht mehr als ein paar Minuten. Das komplizierteste für uns war, unser Auto auf unebenen Stellen mit Steinen mehr oder weniger waagerecht auszurichten. Chris konnte sein Auto mit der Luftfederung nivellieren.
Es wird hier in Namibia schnell dunkel. An manchen Abenden war es zu kalt, um noch draußen zu sitzen und dann zogen wir uns in unsere Dachzelte zurück. Meistens schliefen wir alle schon um 22:00 Uhr tief und fest.
Hin und wieder gab es einen Ruhetag an einer schönen Camp Site. Dann wurde kein Wecker gestellt, aber dennoch wurden wir meistens kurz nach 7:00 Uhr wach und spätestens um 8:00 waren wir aufgestanden und frühstückten.
An Ruhetagen machte ich immer eine lange Wanderung von vier oder fünf Stunden, während Anita und Chris im Camp blieben und entspannten.
Bibliografie
- 1Joubert, Jan H. (2003): 4×4 Routes in Namibia. 8th ed.: Greensport.
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