Palmwag und Crowther’s Trail
Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Norden, bis wir die C39 erreichten. Es ging über die Dopsteek Hoogte, einem schönen Pass mit toller Aussicht vom Gipfel.


Dann bogen wir in die C43 Richtung Norden ab und fuhren nach Palmwag. Es wurde wieder etwas grüner. Vor allem der Melkbos (namibische Giftwolfsmilch) wucherte überall. Wenn man ein Stück von der Pflanze abbricht, sondert sie eine milchige Flüssigkeit ab. Diese ist sehr giftig für uns Menschen. Nashörner hingegen, fressen sehr gerne Melkbos.

Die Palmwag Concession ist ein riesiges Gebiet zwischen den Flüssen Uniab und Hoanib. Westlich grenzt es an den Skeleton Coast Nationalpark. In dem Gebiet werden vor allem die Spitzmaulnashörner und Wüstenlöwen geschützt, aber es gibt dort auch anderes Wild und sehr schöne Landschaften.
Palmwag Day Visitors Area
Einen Tag lang fuhren wir durch den östlichen Teil, der für Tagesbesucher geöffnet ist. Die Wege sind gut, aber Allradantrieb ist ein Muss. Es ging von einem Aussichtspunkt zum nächsten. Immer wieder hielten wir an, um die beeindruckende Landschaft zu bestaunen.




Während einer Pause entdeckten wir, dass der rechte Hinterreifen vom Discovery an der Seitenwand aufgerissen war. Der BF Goodrich-Reifen hat mehrere Lagen an den Seitenwänden und der Reifen verlor keine Luft, aber wir würden noch Strecken mit scharfen Steinen fahren und Chris hatte nur ein Ersatzrad dabei. Wir überlegten, ob wir irgendwo auf dem Weg einen neuen Reifen kaufen könnten, verwarfen den Gedanken dann aber wieder. Selbst in größeren Orten wie Opuwo würde kaum jemand BF Goodrich für 17-Zoll-Felgen vorrätig haben.

Wir fuhren weiter über die sehr schönen Wege der Palmwag Concession. Ab und zu hielten wir an, um uns etwas anzuschauen, Fotos zu machen, oder mit Penny Gassi zu gehen.


Wir fuhren den Aub-Barab-Pass hoch und erreichten den Aub-Canyon. Das Aub Rivier hat hier eine große Schlucht aus den Felsen gespült. Überall gab es Wasserstellen, die von Quellen gefüttert wurden. Diese Wasserstellen sind die Lebensquelle vieler Tiere, die von weit herkommen, um zu trinken. Auch in den Tümpeln tummelten sich Insekten und Kaulquappen.


Dann erreichten wir den Gipfel des Aub-Barab-Pass. Von hier hatten wir eine grandiose Aussicht über das Tal des Barab Riviers.

Wir haben die Strecke vor dieser Tour schon ein paarmal befahren. Früher gab es viel mehr Tiere, wie Bergzebras, Oryx, Springböcke und Strauße zu sehen. Diesmal entdecken wir kaum ein Lebewesen. Vielleicht gibt es, nach dem gutem Regenjahr, mehr Wasserstellen in der Wüste, so dass die Tiere nicht auf die Wasserstellen im Gebiet für Besucher angewiesen sind?
In der ersten Nacht in der Palmwag Concession übernachteten wir auf Hein’s Camp Site, die einfach nur ein freier Platz auf halber Höhe an einem Berg ist. Das Einzige, was die Camp Site als Camp Site auszeichnete, war eine Feuerstelle. Von dort konnten wir den östlichen Teil der Konzession überschauen. Es gab noch ein klein wenig Mobilfunkempfang, genug, um WhatApps zu verschicken. Wir feierten den Sonnenuntergang mit Savanna und grillten uns ein paar Steaks und aßen dazu Folienkartoffeln und -Zwiebeln.









Crowther’s Trail

Am Nachmittag des zweiten Tages verließen wir das Tagesbesucher-Gebiet und fuhren auf den Crowther’s Trail. Wir ließen die Basaltberge hinter uns und kamen in die weiten Ebenen der Namib. Der Weg war steinig, aber einfach zu fahren. Der Crowther’s Trail geht westwärts bis ein paar Kilometer vor den Skeleton Coast Nationalpark und dreht dann gen Norden zum Hoanib.
Es ist möglich, den Crowther’s Trail in einem Tag abzufahren, aber das ist wirklich nicht empfehlenswert. Unser Ziel war die Xai Ais Camp Site, aber obwohl wir an dem Tag nur ein bisschen mehr als 80 Kilometer gefahren hatten, waren wir erschöpft. Ein paar Kilometer vor Xai Ais ging ein Weg links ab zu einem Ebenholz-Gebüsch und wir blieben dort.

Am nächsten Tag ging es weiter auf dem Crowther’s Trail. Zuerst fuhren wir an einer großen Wasserstelle, Kaias Fountain, vorbei, in der Hoffnung dort Nashörner zu sichten. Aber außer ein paar Antilopen war nichts zu sehen. Wir durchquerten mehrere Riviere wie Orenendes und Obob, und sie boten keinerlei Schwierigkeiten.
Dort, wo der Weg nach Norden abbiegt, steht ein einsamer Hügel. Ein Weg ging nach oben zu einem Aussichtspunkt. Wir schafften es bis fast bis nach oben und dann stellte ich fest, dass es besser gewesen wäre, Low Range einzulegen. Wir standen an einer steilen, sehr gerölligen Stelle, und ich wollte nicht rückwärts hinunterfahren. Da wir selten Low Range einlegen, war das gar nicht so einfach, aber dann war „der Donkey-Gang“ drin und wir kletterten hoch. Chris‘ Discovery hat ein Automatikgetriebe und so schaffte er es ohne Weiteres. Später sahen wir unten am Hügel einen Steinhaufen. Spätestens dort würde ich beim nächsten Mal Low Range einlegen.



Von oben konnten wir aufs Obob Rivier und seine vielen Wasserstellen schauen. Im Westen lag der Skeleton Nationalpark, nach Norden die Basaltebenen des Damaralandes.


Wir fuhren weiter, den Berg hinunter und bogen dann in einen Nebenweg ein, der uns zu einer Wasserstelle im Obob-Rivier führte. Dort waren aber keine Tiere, außer Vögel und Eidechsen zu sehen. Es war bereits sehr heiß geworden und ich wollte deswegen nicht die letzten paar hundert Meter bis zur Wasserstelle selbst gehen. Chris war auch schon „hangry“ und wollte unbedingt Schatten finden, um sich etwas zum Mittagessen zu machen. Also stiegen wir wieder ein, stellten die Klimaanlage hoch, und fuhren weiter.
Es ging nach Norden. Hier gab es fast nur Steine. Aber, trotz all dem Nichts, sahen wir immer wieder Schildraben. Es ist mir ein Rätsel, wie diese Tiere in der Wüste überleben, aber es sind intelligente Vögel und irgendwie schaffen sie das.
Dann fanden wir einen Baum am Wegesrand, der gerade genug Schatten für drei Personen spendete. Chris konnte endlich was essen. Anita und ich waren genügsamer als er und tranken etwas Oshikandela und aßen Cracker und Biltong.
Weiter ging es, durch die Einöde. Dann erreichten wir das Hunkab Rivier und danach wurde es landschaftlich wieder interessanter. Plötzlich fragte Chris über Funk: „Können wir bei der Blackridge Camp Site etwas einkaufen?“ Anita und ich schauten uns verwundert an. Die Blackridge Camp Site ist wie alle Camp Sites auf dem Crowther’s Trail einfach nur ein offener Platz mit einer Feuerstelle. Dort gibt es sonst nichts, und schon gar nicht eine Einkaufsmöglichkeit. „Doch!“ sagte Chris. Er hatte die Wegpunkte von iOverlander auf sein Navi geladen und jemand hatte dort einen Laden markiert. Also fuhren wir zur Blackridge Camp Site und sie war, wie sie immer schon war. Kein Kiosk, kein Shop, kein Supermarkt. Nichts. Nur Steine und Berge mit Aussicht.
Hoanib
Kurz hinter der Blackridge Camp Site erreichten wir das Mudorib Rivier. Zuerst war das Flussbett noch sehr trocken, aber dann wuchsen große Bäume. Wir folgten das schlängelnde Rivier. Am Nachmittag erreichten wir den Hoanib. Dort gibt es eine elefantensichere künstliche Wasserstelle mit Wasserhahn. Wir kosteten das Wasser. Es schmeckte gut. Anita und ich füllten nochmal unseren Wassersack auf. Theoretisch hatten wir genug Wasser dabei, aber da draußen in der Wüste könnte alles Mögliche passieren. Sollte eins unserer Autos kaputt gehen, könnte es zwei Tage oder länger dauern, bis Hilfe kommt. Für einen solchen Fall wollten wir immer genug Wasser im Auto haben.
Dann fuhren wir den Hoanib aufwärts bis zu einem Seitenarm, dem Obias Rivier. Dort gibt es eine Camp Site unter hohen Felsen. Als wir dort ankamen, sahen wir, dass jemand anders dort bereits Zelte, Stühle und Benzinkanister abgelegt hatte. 100 Meter davor war noch ein schöner Platz und wir übernachteten dort.







Die anderen Camper kamen um Sonnuntergang. Es handelte sich um eine Gruppe Giraffenforscher, die die Tiere im Hoanib untersuchten. Es waren Amerikaner, die sehr laut sprachen und für uns, die bisher auf unserer Reise immer allein gecampt hatten, war die Nachbarschaft gewöhnungsbedürftig. Aber sie waren freundlich und am nächsten Morgen winkten sie uns zu, als sie wieder runter in den Hoanib zur Arbeit fuhren.
Da wir am vorigen Tag kaum Zeit gehabt hatten, Elefanten und Giraffen im Rivier zu entdecken, fuhren wir nochmal flussabwärts zur Wasserstelle vom Vortag und ein bisschen weiter zu einem Aussichtspunkt.




Dann ging es wieder flussaufwärts. Manchmal war der Weg sehr gut zu fahren, manchmal war der Sand sehr locker, aber mit dem Land Cruiser kamen wir gut in High Range-Allradantrieb durch. Überall standen riesige Anabäume, die den Tieren Schatten spenden. Die untere Baumkrone war von den Giraffen wie abrasiert.


Wir sahen einen einzigen Elefanten, mehrere Giraffen, viele Springböcke und eine Oryxmutter mit Baby. Die Tiere sind alle an Touristen gewöhnt und liefen nicht weg. Hier im Hoanib sollte es auch Wüstenlöwen geben. Das wär’s ja! Wüstenlöwen sehen! Aber wir wussten, dass wir kaum eine Chance hatten die Tiere zu entdecken.




Schließlich erreichten wir die Poort im Hoanib. Der Fluss ist wegen Felswänden an beiden Seiten sehr schmal. Da will man nicht in der Regenzeit von Wasserfluten überrascht werden!


Gleich hinter der Poort, verließen wir den Hoanib wieder. Aus früheren Reisen wussten wir, dass die Pad den Hoanib weiter flussaufwärts landschaftlich eher langweilig wird und dass extremer Staub die Fahrt erschwert. Deshalb bogen wir nach links in das Ganamub Rivier ab.
Der Ganamub hat über die Äonen eine tiefen, engen Canyon mit vielen Windungen in das Gebirge gespült. Die Felsformationen sind spektakulär und auch hier hielten sich Springböcke und Strauße auf.


Sesfontein und Camp Aussicht
Schließlich erreichten wir die Giribes Ebene und die D3707. Eine Herde Ziegen überquerte gerade die Straße und wir warteten geduldig, bis alle auf der anderen Seite waren. Dann fuhren wir nach Sesfontein.

Sesfontein ist ein kleiner Ort mit Tankstelle und Mini Markt. Das Restaurant, das wir früher gerne besucht hatten, gibt es seit Covid nicht mehr, und so fuhren wir zur Lodge im Fort Sesfontein und aßen Toasties. Hier hatten wir nach vielen Tagen wieder Internetempfang und erfuhren, dass die Queen gestorben war. Anita und ich waren traurig darüber. Eine Ära war vorbei; unser ganzes Leben lang, hatte es die Queen gegeben. Aber wir wollten weiter, verschickten noch ein paar WhatsApp und fuhren los.
Unser Ziel war Camp Aussicht und so fuhren wir weiter zur C43 und über den Joubert Pass. Dieser Pass ist sehr steil, aber er wurde entschärft, indem die schlimmste Stelle asphaltiert wurde. Dennoch schafften wir es nur sehr langsam hoch. Endlich erreichten wir die Abzweigung nach Camp Aussicht, mussten aber noch ein paar Kilometer durch den Busch fahren.
Bei Camp Aussicht ist der Name Programm. Von dort hatten wir eine wunderbare Aussicht nach Westen. Es gab mehrere Campingplätze, aber sie waren weit auseinander, so dass wir von den anderen Gästen nichts mitbekamen.


Camp Aussicht hat keinen Damm, kein Bohrloch und keine Quellen. Alles Wasser, was hier verbraucht wird, ist aufgefangenes Regenwasser. Die Gäste werden angehalten, Wasser zu sparen. So ist die Dusche z.B. eine aufgeschnittene alte Gasflasche, an der ein Duschkopf befestigt ist. Mit einem Eimer holt man sich warmes Duschwasser vom Donkey, der vor der Dusche steht, schüttet es in die Gasflasche und kann dann duschen. Da niemand mitten im Duschgang nackig nach draußen gehen will, um noch Wasser zu holen, kommt man mit den paar Litern klar – und wird trotzdem sauber.


Camp Aussicht ist, außer für die Aussicht und den wassersparenden Duschen, noch für zwei Dinge bekannt: Schilder, die herumhängen, oft mit witzigen Sprüchen drauf und Dioptase. Diese grünen Steine liegen überall herum. Camp Aussicht entstand eigentlich, als hier Dioptase gemint wurden. Erst später kam der Touristenbetrieb dazu.


Malheur mit dem Dachzelt
Wir genossen die Aussicht, aber als ich dann das Dachzelt hochfahren wollte, geschah eine kleine Katastrophe.
Wir lieben unser Bundutop Dachzelt. Es lässt sich sehr schnell aufbauen und zusammenklappen und es hat genug Platz für zwei große Frauen. Aber es ist ein katastrophenanfälliges Zelt.
Der Grund, warum es sich so schnell aufbauen lässt, ist eine elektrische Winde im Zelt. Es gibt zwei Knöpfe, einen für hoch und einen für runter und das Hochfahren dauert wirklich nur fünf Sekunden. Aber, wenn man nicht aufpasst, kann man beim Hochfahren das Dachzelt schlimm beschädigen. Es gibt nämlich vier Haken, die die obere Schale mit der unteren Schale verbinden und die man während der Fahrt einhaken sollte. Gleich neben den Knöpfen zum Hoch- und Runterfahren ist auch ein großer Aufkleber, der einen daran erinnert, dass die Haken gelöst sein müssen. Ich checke immer zweimal, ob ich sie auch wirklich aufgemacht habe.
An dem Abend bei Camp Aussicht, war ich davon überzeugt, dass ich zweimal gecheckt hatte und drückte auf den Knopf für „nach oben“. Das Dach ging ein paar Zentimeter hoch, dann knackte es fürchterlich und alles kam zum Stillstand. Die Sicherung, gleich neben den Knöpfen, war durchgebrannt. Ich hatte einen Haken vergessen zu öffnen.
Schnell setzte ich eine neue Sicherung ein, fuhr das Dach runter, löste den Haken und fuhr das Dach hoch. Es knackte, aber es ging bis nach oben. Wir konnten schlafen. Ich stellte mich noch auf den Gepäckträger des Autos und schaute von oben aufs Zelt. Da haben wir drei Solarpanele in einem Gestell montiert. Wahrscheinlich hat das Gestell verhindert, dass sich das Dach verzogen hat. Der Rahmen eines Panels war kaputt, aber die Solarzellen selbst lieferten noch Strom.
Beim Bettenmachen am nächsten Morgen, merkte ich, dass zwei Kugellager, die die Seile der Winde an den Armen umlenken, abgebrochen waren. Das beanspruchte die Winde mehr, und so war es nicht erstaunlich, dass in den nächsten Tagen immer wieder die Sicherung durchbrannte. Aber ich hatte ein ganzes Päckchen dabei und wir bekamen immer wieder das Dach hoch und runter – bis zum drittletzten Abend.
Leckende Wasserleitungen
Außerdem hatte Chris ein Problem mit seinem Wassertank. Unter dem Tank sammelte sich Wasser. Irgendwo leckte es. Wir sahen es als ernsthaftes Problem, da wir noch einen langen Weg durch wasserlose Wüste vor uns hatten.
In den nächsten Tagen versuchte er die Ursache für das Problem zu finden und baute immer wieder an den Leitungen und Filtern herum. Ab und zu war es ein paar Tage dicht, dann war wieder Wasser auf dem Fußboden des Autos.
Bis zum Ende der Reise konnte das Problem nicht zufriedenstellend behoben werden. Er vermutete, dass es die selbstschließenden Gardena-Verbindungen während einer rütteligen Fahrt nicht ganz dicht waren.
Trotz all dieser Probleme waren wir aber guter Dinge. Am nächsten Morgen genossen wir nochmal die Aussicht von Camp Aussicht und frühstückten gemütlich, bevor wir uns wieder auf dem Weg machten.


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