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Dauercamping-Tagesablauf
Wie sah unser Tagesablauf als Dauercamper in Daan Viljoen aus? Aufwecken war immer um 5:30. Dann wurde es nämlich hell. Man brauchte keinen Wecker, denn die Touristen, die weiterfuhren, fingen an zu packen oder die Paviane inspizieren die Mülltonnen. Bei zweiterem Fall rannte eine von uns dann raus und verscheuchte die Tiere.
Halb sechs ist aber auch die optimale Zeit für Wild- und Vogelbeobachtung. So zogen wir entweder an den Stausee (Vögel) oder wir fuhren den Game Drive (Wild). Um ungefähr 8:00 waren wir zurück im Camp und machten uns ein Frühstück. Da unser Zelt bis etwa Mittag im Schatten eines großen Baumes stand, war es dort in den Vormittagsstunden angenehm kühl. Nach dem Abwasch saßen wir auf unseren Moonchairs, lasen oder beobachteten die Gabelracken, Pferde, Paviane oder Touristen. Oder wir legten uns auch mal wieder hin und machten ein vorgezogenes Mittagsschläfchen.
Nachmittags war es zu heiß in unserem Zelt. Also trugen wir die Moonchairs, Bücher, Zeitschriften, Wasserflaschen und Ferngläser auf die andere Straßenseite, wo sich der Schatten unseres Baumes nun befand. Wegen der Hitze konnte man nicht viel mehr tun als dort zu sitzen, alle halbe Stunde den Stuhl wieder in den Schatten zu schieben, zu lesen oder Touristen zu beobachten. Touristen waren nämlich dann die einzigen Lebewesen, die sich um diese Tageszeit bewegten.
An Wochenenden gab es zusätzlich zu den Touristen auch noch Tagesgäste. Bei denen ist uns folgendes Phänomen aufgefallen. Bevor man aber davon erzählen kann, muss man erstmal den „Hauptort“ im Wildcamp, den Rest Camp beschreiben. Mitten im Park, am Augeigasstausee gelegen, trifft man zuerst auf die Büros, dann geht eine Straße zum Schwimmbad ab, dann eine zum Campingplatz. Diese drei Örtlichkeiten haben eigentlich die unschönste Lage im ganzen Camp, weil sie an einer großen, baumlosen Fläche liegen. Hier gibt es kaum Schatten und höchstens noch eine auslaufende Pfütze des Stausees zu sehen. Die Bungalows, die dann folgen, liegen bereits am See. Am schönsten sind aber die Picknickplätze gelegen. Jeder dieser Picknickplätze hat Schatten, einen Braaiplatz und einen Tisch mit Bänken. Ich wünschte mir oft, daß der Campingplatz dort sei wo die Picknickplätze eigentlich sind, da diese Plätze einfach sehr idyllisch sind, direkt am Wasser mit viel Schatten. Zurück zu den Tagesbesuchern. Viele von ihnen kamen auf das Campingareal (obwohl es als solches deutlich ausgeschildert war), nahmen den ersten besten Braaiplatz (meistens in der Knallesonne) und machten dort Picknick. Sie fuhren einfach nicht die Straße zu den Picknickplätzen weiter. Oft wussten sie gar nicht, daß es dort Picknickplätze gab. Sie nahmen einfach das erstbeste, was wie ein Picknickplatz aussah. Warum fuhren sie nicht weiter? Der Weg zu den Picknickplätzen war breit und gut. Warum schauten sie sich nicht erst um? Anita sagte, daß die Picknickplätze nicht ausgeschildert sind. Aber es ist eine schmale Ausfahrt zu den Campingplatz. Außerdem bekommt jeder beim Eingang eine Karte, in der alles deutlich eingezeichnet ist. Sind viele so, daß sie das Erstbeste was brauchbar wäre nehmen, und dadurch das wirklich Gute, nur ein bißchen weiter, verpassen?
Am zweiten Tag saßen wir nachmittags unter dem Baum, als ein funkelnagelneuer Land Rover Defender mit funkelnagelneuen Off-Road-Anhänger vorbei kam. Eine Ausrüstung vom Feinsten! Da konnte man als gewöhnliche Bakkiebesitzerin schon neidisch werden. Kaokoland! Kaudom! Kalahari! Von Menschen unberührte Wildnis! Alles war mit diesem Auto möglich. Die beiden Fahrzeuge hatten in ihrem kurzem Leben noch nie eine Sandpad berührt. Natürlich kamen sie aus Gauteng Province, also aus Johannesburg. Drin saßen zwei Männer und zwei Frauen. Sie hielten an den Sanitäranlagen und ein Mann ging auf die Toilette. Dann stieg er ein und kurz danach hielt das Gefährt bei uns, denn unser Auto identifizierte und als Windhoeker. Ob wir vielleicht einen besseren Campingplatz in Windhoek und Umgebung kennen würden? Wir schauten sie wohl erstaunt an, denn schließlich waren wir hier auf dem Campingplatz und zufrieden. Die Frau, die hinten saß, kurbelte ihr Fenster runter. Klamotten vom Feinsten, Make-Up, Frisur, Maniküre – alles saß und up-to-date. Sie sagte, die Sanitäranlagen seien so… halt nicht so sauber. Und es würde hier so viele Schwarze geben! Da muss man ja Angst bekommen. Ich hätte am liebsten zwei Dinge gesagt:
- In Namibia gibt es schon seit 1978 keine Apartheid mehr und es ist normal, daß auch schwarze Mitbürger sich im Park aufhalten und
- Wozu um alles in der Welt furhen sie mit einem Allradauto und -anhänger rum, wenn sie sowieso nie dahin fahren würden, wo man solche Fahrzeuge braucht, weil es dort nämlich keinerlei warme Dusche, WC und Elektrizität geben würde – warum also ein Land Rover Defender und nicht einen normalen Mercedes-PKW oder ähnliches?
Aber ich verkniff mir die Kommentare und beschrieb ihnen den Weg zur Arebusch Lodge in Windhoek.
Tagesablauf… Nachmittags wurden also die anreisenden Camper beobachtet. Die meisten kommen aus Gauteng Province, also aus Johannesburg und Umgebung. Die Menschen aus Gauteng sind manchmal ein bißchen zu arrogant. Johannesburger meinen halt, daß sie, weil sie in der größten Stadt Südafrikas und der Wirtschaftsmetropole leben, daß sie besser sind als andere Südafrikaner und auf jeden Fall besser als Namibier oder andere Einwohner Afrikas. Man erkennt sie recht gut: das sind die mit den größten Allradautos und sie schleppen mindestens einen Allradanhänger, wenn nicht gar einen Allradwohnwagen mit sich herum. Siehe oben. Aber wenigstens sind sie meistens freundlich. Das kann man nicht unbdingt von deutschen Touristen behaupten, die oft so aussehen, als ob sie gerade in eine Zitrone gebissen haben.
Um 18:00 gab es in unserem Camp zwar noch immer keinen Schatten, aber die Temperatur wurde wieder so angenehm, daß man den Schatten der Weißdornakazie wieder verlassen und sich an die Vorbereitungen für das Abendessen machen konnte. Kochen und Essen dauerte immer mindestens zwei Stunden. Das lag vor allem daran, daß wir gern über dem Feuer kochen und dort an den Slow-Food-Appoach glauben. Je mehr Zeit und Sorgfalt sich genommen wird, desto besser schmeckt das Essen.
Nach dem Essen saßen wir noch ein bißchen draußen und schauten auf die ersten Sterne am Abendhimmel. Dann ging es unter die Dusche und dann ins Bett. Irgendwie machte Nichtstun unglaublich müde.
Etwa zweimal in der Woche wurden diese Nachmittagsroutine von einer Fahrt in die Stadt unterbrochen. Nicht nur brauchte es neue Lebensmittel, auch weitere Accessoires für den Camp standen auf der Einkaufsliste. Und auch der Familie in Cimbebasia musste ab und zu Hallo gesagt werden. Einmal kamen meine Neffen mit meiner Mutter zu uns und blieben für eine Nacht.
Ich berichtete bereits, daß der Tierreichtum im Park keineswegs abgenommen hatte. Morgens standen regelmäßig 3 Gnus auf dem Rasen des Campingplatzes um von Security wieder auf die große freie Fläche verscheucht zu werden. Dort stand auch meistens am Morgen eine große Gnuherde, die sich am frühen Vormittag, sobald es wärmer wurde, wieder verzog. Tagsüber tummelten sich dann Paviane auf der Fläche und abends konnte man auch schon mal ein Warzenschwein beobachten. Auch auf unseren Game Drives oder Wanderungen sahen wir immer wieder Tiere wie Kudus, Zebras und Springböcke. Nachts heulten die Schakale von den umliegenden Hügeln (einen haben wir tagsüber auch gesehen). Und natürlich gab es in den Felsen Klippdachse.
Ein großes Highlight einer Rückfahrt aus der Stadt, war eine Herde Giraffen. In der Hinsicht hat sich der Daan Viljoen Wildpark sehr verbessert. Die sieben Tiere, davon 2 Jungtiere, standen direkt an der Pad und gingen erst gemächlichen Schrittes weiter, als ich zum fotografieren näher kam.
Auch für den Vogelliebhaber hat der Park noch immer viel zu bieten. Es gibt wenig Orte in Namibia mit einer größeren Vielfalt von Vögeln als im Daan Viljoen. Das liegt daran, daß es mehrere Lebensräume gibt: die Stauseen mit den Wasser- und Watvögeln, die Hügel des Khomas Hochlands mit ihrer Steppenvegetation und die tiefen Schluchten der Riviere sind Beispiele. Das einzige, was mich in der Hinsicht erschreckt hat, ist, daß es auf den Stauseen nicht mehr viele Gänse und Enten gibt. Drei Nilgänse, wo es vor 30 Jahren 30 gab und ein paar vereinzelte Rotschnabelenten war alles. Keine Graukopfrostgänse und keine Kapenten mehr. Nur Blässhühner und Teichnhühner und Zwergtaucher. Der Augeigas-Damm ist ziemlich stark mit einer Wasserpflanze (Hyazinte?) bewachsen. Man kann sich vorstellen, daß er in ein paar Jahren völlig zugewachsen ist. Das könnte dramatische Folgen für die Tierwelt haben und könnte auch eine Erklärung sein, warum es jetzt so wenig Wasser- und Watvögel am Augeigas-Damm gibt.
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