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Ankunft
Am nächsten Tag wurde gepackt. Da wir einen Langzeitcamp planten und auch nicht zu den Campern gehören, die so basic wie möglich campen, hatten wir eine Menge Material. „Heiko, kann ich deinen Anhänger leihen?“ Er lachte. „Ja, klar!“
Im Park angekommen, mussten wir uns erstmal im Büro anmelden. Ich sagte, daß wir für vier Tage campen wöllten. „Vier Tage! So viele Tage!“ Das Personal war sehr erstaunt, daß wir so lange bleiben wollten. Aber im Austausch für die Park- und Campinggebühren bekamen wir das Permit.
Der Campingplatz war fast leer. Wir wählten einen Platz in der Nähe einer großen Weissdornakazie. Dieser Baum hatte uns am Vormittag viel Schatten geben. Die Alternative war ein Platz in der zweiten Reihe mit Nachmittagsschatten (eigentlich besser), aber ohne Rasen oder halt ein Platz mit gar keinem Schatten.
Der Aufbau unseres Schlosses war hauptsächlich meine Aufgabe, während Anita sich um die Inneneinrichtung und den anderen Fitzelkram kümmerte. Ich war gerade dabei, das Gerüst für das Zelt aufzubauen, als uns ein älterer Schwarzer ansprach. „Het julle hulp nodig?“ fragte er. Nein, wir benötigten keine Hilfe. Wir würden es auch als zwei weisse Frauen schaffen. Kurz danach kam er wieder vorbei und fragte, ob wir unseren Bakkie verkaufen würden. Nein, das hatten wir nicht vor. Dieser schwarze Mann erwies sich als Haus- und Hofmeister des Campingplatzes von Daan Viljoen. Er reinigte die Sanitäranlagen, fegte oder harkte oder sprengte den Rasen. Da es immer nützlich ist, jemanden zu haben, der mal ein Auge auf das Camp wirft, wenn man nicht da ist, bekam er ab und zu eine Cola oder einen Kaffee mit Schnittchen angeboten.
Wir waren noch im Aufbau des Zeltes, als ein zweiter schwarzer Mann vorbei kam. Er schaute sehr interessiert, ja fast aufdringlich, in unser Zelt, was mich – im Namibia-Modus, d.h. immer auf der Hut vor Dieben – irritierte. Er setzte sich ein paar Schritte weiter in den Schatten des Baumes und beobachtete uns. Ich sprach ihn an, und fragte, ob er denn keine Arbeit hätte. „Aber ich arbeite doch!“ sagte er. Im selben Moment fiel mir die Uniform einer Sicherheitsfirma auf. Er war der Security-Mann, der die Campingplätze vor plündernden Pavianen oder stehlenden Batsotsis verteidigte. Auch mit ihm freundeten wir uns gut an.
Man mag denken, daß Securitymensch in Daan Viljoen ein „lekker job“ ist – so wie er im Schatten des Baumes saß. Aber es stellte sich heraus, daß nur er und ein Kollege dafür sorgen mussten, daß die ganze Anlage 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche bewacht war – also doch kein so schöner Job. Die Paviane erwiesen sich als wahre Plage. Wegen ihnen musste man das Zelt immer gut zumachen, wenn man den Camp verließ. Lebensmittel durften auf keinen Fall draußen rumliegen. Sie schmissen mit Vorliebe die Mülltonnen um, um dort etwas Essbares zu suchen. Da waren wir froh über Security, der bei nachts auch mit einem Gewehr herum lief.
Eine andere Aufgabe des gesamten Personals von Daan Viljoen war das Verjagen der Pferde vom Campingplatz. Obwohl Haustiere im Park nicht zugelassen sind, gab es dort Pferde. Vielleicht wollte man mal Pferdetrails anbieten – wir kannten nicht den Grund für die Anwesenheit. Alle Tiere, bis auf eins, was man wohl schwer fangen konnte, waren gut gepflegt und in Futter. Eines durften sie aber nicht: den Rasen des Campingplatzes abgrasen. Sobald der Haus- und Hofmeister oder Security außer Sichtweite waren, kamen sie die Treppen zum Campingplatz hoch und fraßen das einzige immer grüne Gras im Park. Das tat dem Rasen aber nicht so gut, weil sie die Pflanzen eher ausrupften als abbissen. Deshalb wurden sie auch immer wieder vom Rasen runtergejagt. Aber das funktionierte nicht bei den Touristen. Als ein Pferd mal seinen Kopf ins Zelt steckte, konnte ich es anfassen und streicheln, aber nicht verjagen. Wir erwägten mal, eine Strichliste zu führen, wie oft am Tag die Pferde hochgeklettert kamen und nach ein paar Minuten wieder verjagt wurden. Den Plan gaben wir wegen der damit verbundenen Mühe wieder auf.
Am ersten Tag bemerkten wir, daß wir zwei wichtige Dinge in Windhoek vergessen hatten: die Gasflasche für unseren Kocher und Sonnenmilch. Also fuhren wir wieder zum Seilerhof um diese Dinge zu holen. Es war eine Fahrt von 30 Minuten pro Strecke. Um ungefähr 18:00 waren wir zurück in dem Park. Es war die ideale Zeit für einen Game Drive. Der Game Drive ist eine 7 km Schotterpad, die an einigen Stellen schon einiges Offroad-Geschick auch mit einem normalen Auto verlangt. Auf dieser Strecke konnte man immer die meisten Tiere sehen. Es erwies sich, daß Daan Viljoen in der Hinsicht nicht nachgelassen hatte. Es gibt immer noch viele Tiere. Wir sahen auf unserem Game Drive Gnus, Oryx, Zebras und Hartebeester in rauen Mengen.
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