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Regenzeit
Der Kudu ist das „Wappentier“ von Daan Viljoen und er ist, von allen Antilopen, in dieser hügeligen, buschbewachsenen Gegend am besten zu Hause. Ein Kudu hatte ja bei mir sofort die Assoziation „Daan Viljoen Wildpark“ ausgelöst. Aber in Wirklichkeit müsste das Gnu das Wappentier sein. Wir haben nur sehr wenige Kudus gesehen. Gnus dagegen traf man garantiert an jeder Ecke. Da war z.B. die Gruppe von drei Gnu-Bullen, die immer von Norden her den Hügel herabkamen. Die drei hatten am wenigsten Scheu vor Touristen und kamen auch schon mal auf den Rasen des Campingplatzes um diesen abzugrasen. Dann gab es noch eine große Herde von etwa zwanzig Tieren, die fast jeden Morgen aus westlicher Richtung kamen. Die Tiere tranken aus einer großen Pfütze mitten auf der Fläche und oft hüpften einige – junge wie erwachsene Tiere – voller Übermut und dabei viel Staub aufwirbelnd über die Fläche. Meistens verzogen sie sich um etwa 8:00 wieder in die Hügel des Parks um dort zu grasen oder einfach unter einem Baum zu liegen und zu ruhen.
Auf unseren Game Drives begegneten wir an der nördlichen Grenze des Parks eine weitere recht große Herde. Auch dort gab es viele neugeborene Tiere. Wir mussten warten, weil eine Mutter ihr Baby mitten auf der Pad säugte. Wer will dann stören? Wir warteten gerne.
Gnus sind die schönsten häßlichen Tiere. Sie schauen mit ihren schwarzen Gesichtern und schweren Hörnern und aufrechtstehenden Mähne immer sehr finster und gefährlich aus – fast wie verdammte Wesen aus der Unterwelt. Dieser Eindruck wurde durch die riesigen Nacken verstärkt, der irgendwie das ganze Tier außer Proportion brachte. Aber in Wirklichkeit sind sie gutmütige und sanfte Tiere.
Während der ersten Woche unseres Aufenthalts knallte jeden Tag die Sonne vom Himmel herunter und schob die Temparaturen auf über 36 Grad Celsius im Schatten. Es war ab Mittag bis etwa 18:00 in der Sonne unerträglich und wir verbrachten – wie bereits erwähnt – diese Stunden mit Büchern, Ferngläsern und Wasserflaschen in unseren Sesseln im Schatten einer großen Weißdornakazie.
In der zweiten Woche, zu Weihnachten, fing der Regen an. Regen ist für Namibier das Wunderbarste, was es gibt. Regen bringt Leben und Frische. Bei Regen lebt alles wieder auf. Wenn es regnet, zwitschern die Mahahliweber lauter, quaken nachts noch mehr Frösche und alle einheimischen Menschen haben ein Lächeln im Gesicht. Touristen verstehen Regen nicht und ärgern sich drüber.
Regen bedeutete ja nicht wochenlanges trübes Wetter oder Dauerregen. Meistens hatte man am Vormittag einen blauen Himmel. Während des Tages bauten sich dann die Regenwolken auf und am Nachmittag regnete es in kurzen, heftigen Schauern, oft begleitet von Gewitter. Abends rissen die Wolken dann wieder auf und sorgten für einen feuerroten, völlig übertrieben kitschigen Sonnenuntergang. Wir hatten aber um die Weihnachtszeit eine etwas feuchtere Variante dieses Szenarios. Es gab mehr Wolken und öftere Schauer. Es war eine gute Gelegenheit, die Regentauglichkeit unseres Zeltes zu testen.
Unser Zelt ist nicht für Dauerregen geschaffen. Es ist eben ein typisch namibisches Zelt für typisch namibische Wetterverhältnisse. Man hat es für eine heiße Umgebung mit vielen Goggas konstruiert. Es wurde viel Schattennetz benutzt, das gleichzeitig Insekten abhält und luftdurchlässig ist. Durchzug ist wichtig, damit man die Nächte ertragen kann und nicht wie im Fieber schlafen muss. Diese Schattennetzfenster können durch Segeltuch geschlossen werden, aber auch das Segeltuch ist bei längerem Regen nicht absolut dicht. Wir erkannten, daß wir in der Regenzeit, also von Dezember bis April, immer unsere große, blaue, heavy duty Wagenplane aus starkem Plastik mitnehmen müssen. Diese zogen wir über unser Zelt und spannten es ab. So blieb alles schön trocken und die einzige Frage war: Wie kann man grillen, wenn es immer wieder anfängt zu regnen? Wenn es nur tröpfelt ist die Antwort: Mit noch mehr Holz das Feuer noch größer machen, so noch mehr Hitze erzeugen, so daß das Feuer und die Glut nicht gelöscht werden. Die nächste Stufe (andauernder Nieselregen) bedeutete, daß ich aus dem Grillrost und metallenen Mülleimerdeckeln ein Dach baute und hoffte, daß der Regen zur Zeit des Grillens aufhört, damit man den Grillrost wieder für seinen wahren Zweck benutzen kann. Bei starkem Regen hätten wir unsere Kotletts in einer Pfanne auf dem Gaskocher gebraten. Wir kamen bis zur Stufe zwei. Wir waren in Namibia, dem Land, wo man immer mit Draht und anderen Ressourcen „einen Plan macht.“
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