Interessierst du dich für die Geschichte Südafrikas? Möchtest du alle Kämpfer für die Freiheit Südafrikas der letzten 350 Jahre kennenlernen? Dann wird dir die Long March to Freedom Ausstellung gefallen.
Unser Eindruck
Als wir 2019 in Südafrika waren, sind wir durch Zufall auf die Long March to Freedom Ausstellung gestoßen. Wir wollten uns die Wiege der Menschheit bei Maropeng anschauen. Während wir auf unsere Freunde warteten, sahen wir einen ganzen Zug von Menschen, die über eine Wiese gingen. Erst beim näheren Hinschauen bemerkten wir, dass es gar nicht echte Menschen waren, sondern Bronzestatuen.
Wir gingen näher und waren sofort von der Ausstellung beeindruckt.
Eindrücklich waren die einzelnen Skulpturen. Sie zeugten nicht nur von gutem Handwerk, sondern jede einzelne, kann als Kunstwerk gesehen werden.
Noch eindrücklicher war die Ansammlung der Skulpturen. Skulpturen von Nelson Mandela gibt es viele und sie mögen auch gute Kunstwerke sein. Aber die Sammlung ordnet Nelson Mandela in die Geschichte Südafrikas ein. Sie zeigt auch die vielen anderen Menschen, die für die Freiheit der Völker kämpften, sei es Autshumato oder Herry die Strandloper, der kurz nach der Ankunft der Holländer am Kap als erster Gefangener nach Robben Island geschickt wurde, sei es König Shaka der Zulus, sei es Oliver Tambo, Walter Sisulu oder Nelson Mandela. Viele Menschen in Südafrika kämpften für die Freiheit und die Ausstellung gibt diesen Gedanken sehr gut wieder.
Als ich durch die Skulpturen ging, angefangen bei den San, die gegen die Holländer kämpften bis hin zu Nelson Mandela, Oliver Tambo und Walter Sisulu, die die Demokratie nach Südafrika brachten, kam ich mir vor, als sei ich selbst auf dem langen Marsch zur Freiheit.
Es werden nicht nur politische Führer dargestellt. Auch Anwälte, Missionare, Schriftsteller, Sportler und viele andere sind unter den Skulpturen.
Sehr schön fand ich auch, dass viele Frauen unter den Freiheitskämpfer waren. Ja, die Geschichtsschreibung, auch die Geschichtsschreibung Südafrikas ist immer noch sehr auf Männer orientiert, aber bei der Ausstellung bekam ich zumindest einen Eindruck davon, dass auch Frauen eine Rolle spielten.
Ich habe südafrikanische Geschichte studiert und viele der Personen waren mir geläufig, viele aber auch nicht. Bei mir wuchs die Erkenntnis, dass es nicht nur die großen und bekannten Personen sind, die Geschichte schreiben, sondern dass auch kleine, unbekannte Menschen eine Änderung bewirken können.
Die Ausstellung hat mich so sehr beeindruckt, so dass ich mehr wissen wollte und einiges darüber gelesen habe.
Die Geschichte der Ausstellung
Dali Tambo, der Sohn von Oliver und Adelaide Tambo, hatte die Idee zur Ausstellung, als er das Grab seines Vaters besuchte. Er erzählt, dass er mit seinem Vater darüber sprach, dass es nirgendwo im Land eine Skulptur von Oliver Tambo gab. Daraufhin hörte er in seinen Gedanken, wie sein Vater zu ihm sagte, dass es nicht nur eine Skulptur von ihm selbst, sondern von allem, die für Freiheit kämpften, geben sollte.
Dali Tambo sprach mit vielen Menschen über das Projekt. Die ersten Unterstützer waren Baleka Mbete, Speaker des Parlaments und Paul Mashatile, der Minister für Kunst, Kultur und Sport.
Das Projekt wurde von der Nationalen Lotterie und dem Ministerium für Kunst, Kultur und Sport in Südafrika finanziert.
Ziele der Ausstellung
Balance in der Geschichte
Die Geschichte Südafrikas ist immer noch sehr einseitig dargestellt. Die Geschichtsbücher stellen die Historie aus der Perspektive der Weißen dar.
In 1993, the then National Monument Council had put out a report that at that time, 99% of South African heritage was about white experiences, white stories and white figures of history.
(Unbekannt 2013a)
Ziel der Ausstellung ist nicht, die vorhandene Geschichtsschreibung oder Denkmäler zu entfernen, Ziel ist, die Geschichte zu ergänzen, so dass ein vollständiges Bild dargestellt wird.
Our history is littered with incidents of colonial conquest and racial segregation. These are historical facts that cannot be wished away, no matter how dreadful and regrettable they may be. […] We must rewrite our history and fill the gaps that are the manifestation of colonial dominance. The history of our liberation struggle needs to be told in its entirety. There is no place for grey areas in history.
(Mthethwa 2015)
Mehr Information zur Geschichte vor dem 20. Jahrhundert
Wenn es um den Kampf für Freiheit und Demokratie in Südafrika geht, liegt der Fokus der Geschichtsschreibung auch hauptsächlich auf dem 20. Jahrhundert. Auch hier will die Ausstellung ein historisches Gleichgewicht schaffen und auf die vielen Menschen der vorigen Jahrhunderte hinweisen, die gegen Unterdrückung kämpften.
Tambo’s words ring loudly in your ear, “We want these freedom fighters to be remembered as real people, not just faces in history books. Our dead are never dead to us until we have forgotten them. Let’s keep them alive by remembering them.”
(Unbekannt 2019e)
Touristenattraktion
Die Touristenattraktionen in Südafrika sind Naturschutzgebiete, Weinfarmen und Strände. Viele Reisende aus anderen Ländern leben so in einer touristischen Blase und lernen nicht, wie Dali Tambo es sagt, die Seele und und Geschichte der südafrikanischen Menschen. Diese Ausstellung will die Geschichte der Südafrikaner den Touristen näherbringen.
Die Künstler
Vierzig etablierte Künstler stellten die ersten Figuren her. Diese Personen dienten gleichzeitig als Mentoren für junge Künstler, indem sie ihnen die Fertigkeiten zum Herstellen von Bronzestatuen beibrachten.
Ein Ziel des Auftrags an die Künstler war, die Figuren lebensecht und realistisch darzustellen.
Oft dauerte es mehr als sechs Monate um eine Figur fertigzustellen.
Eine wichtige Vorarbeit der Künstler war, das Leben der dargestellten Personen zu erforschen. Nur so waren sie in der Lage, die historische Person lebendig darzustellen.
Die Ausstellung erwacht ein Interesse in die dargestellten Personen. Das konnte ich auch bei mir persönlich feststellen: trotz Universitätsstudium mit Hauptfach Geschichte, sagte ich mir immer wieder „Über diese Person möchte ich noch mehr wissen.“ Das Projekt erkennt diese Neugier und stellt Information über die Kunstwerke bereit, sei es in kleinen Tafeln neben jeder Statue, sei es in gedruckter Form oder im Internet.
Die Zukunft
Die Ausstellung so wie sie jetzt ist, ist erst der Anfang. In den nächsten Jahren sollen weitere 300 Statuen in Auftrag gegeben werden. Ziel ist es, bis zu 600 historische Figuren aus allen Jahrhunderten darzustellen.
Am Anfang war geplant, die Figuren auf einem Areal in Pretoria fest auszustellen. Problematisch an dem Plan war, dass niemand die Figuren gefunden hätte, hätte er nicht aktiv danach gesucht. Nun werden die Statuen regelmäßig zu neuen Orten gebracht. Sahen wir die Ausstellung noch in Maropeng, so wurde sie Ende 2019 nach Kapstadt gebracht und bei Century City ausgestellt. So erreicht die Ausstellung mehr Menschen – nicht nur Südafrikaner, sondern auch Touristen.
Fazit
Als ich über die Ausstellung las, las ich öfter die Worte „Menschen, die für die Demokratie in Südafrika kämpften.“ Ich finde das irreführend, denn für die meisten der Personen, die ausgestellt werden, war der Begriff „Demokratie“ unbekannt. Einige waren absolute Monarchen, die wahrscheinlich ein Problem damit gehabt hätten, hätte das Volk ihre Führer demokratisch wählen können.
Wenn es allerdings um „Kämpfer für Freiheit“ geht, so würde ich sagen: „Ja, sie waren Kämpfer für Freiheit. Sie kämpften gegen diejenigen, die ihr Volk unterdrücken wollten. Manchmal war „ihr Volk“ ihr eigener Stamm, manchmal war es alle Menschen der gleichen Hautfarbe, manchmal war es alle, die unterdrückt wurden.
Die Ausstellung stellt aber mehr dar als der Kampf um politische Freiheit.
You share a glimpse of those who paved the way to humanity, to freedom, to education, to women’s rights, to ubuntu; and you’re stuck in a moment in time where history is here and now, a moment where history is alive, a moment where the Long March to Freedom history is part of everyone’s journey, everyone’s history.
(Rautenbach 2019)
Literaturverzeichnis
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Anette Seiler
Anette bereist schon seit ihrer Kindheit das südliche Afrika. Sie liebt es, in der freien Natur zu sein, zu campen, Vögel zu beobachten und offroad zu fahren.
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