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Planst du eine Reise nach Namibia oder anderswo nach Afrika und suchst eine passende Fluggesellschaft? Fragst du dich, wie Ethiopian Airlines im Vergleich zu anderen abschneidet?
In dem Folgenden werde ich über meinen Flug mit Ethiopian Airlines von Frankfurt nach Windhoek und über meine Erlebnisse auf dem Bole International Airport in Addis Ababa schreiben.
Warum ich mit Ethiopian Airlines geflogen bin
Im November 2018 musste ich für zehn Tage nach Namibia reisen. Die Reise wurde recht kurzfristig angesetzt. Bei der Suche nach einem Flug fiel Ethiopian Airlines wegen dem günstigen Preis auf. Bei den anderen Airlines kostete einmal Hin und Zurück über 1000€. Ethiopian Airlines lag dagegen im mittleren dreistelligen Euro-Bereich. Der Flug würde zwar kein Direktflug nach Windhoek sein, sondern in Addis Ababa zwischenlanden, aber insgesamt nicht zu lange dauern – 14 anstatt 10 Stunden. Auf dem Bole Flughafen in Addis Abeba würde ich mich für zweieinhalb Stunden aufhalten. Dann würde es nach Windhoek weitergehen. Die Alternativen, mit Umsteigen in Johannesburg dauerten länger (oft insgesamt mehr als 24 Stunden) und waren auch nicht billiger als ein Direktflug mit Air Namibia
Anita und ich recherchierten die Fluggesellschaft im Internet. Ethiopian Airlines ist, laut Wikipedia, die größte Airline Afrikas – die meisten Passagiere, Flugzeuge, Flugziele und das größte Einkommen. Außerdem ist die Airline Mitglied der Star Alliance. Es gab keine Katastrophenmeldungen zur Airline selbst, allerdings sollte der Bole International Airport eine Zumutung sein: Viel zu klein für das rasch wachsende Passagieraufkommen. Von Chemietoiletten war die Rede und von Chaos um den richtigen Flugsteig zu finden. Aber zwei Stunden schlimme Umstände kann ich aushalten.
Mein wichtigstes Kriterium bei der Auswahl einer Airline ist der Sitzabstand. 82 cm sollen es bei Ethiopian Airlines sein. Das ist groß genug für meine langen Beine.
Ich hatte gelesen, dass man 2 mal 23kg Gepäck mitnehmen dürfte. Auch das spricht für die Airline.
Addis Ababa… Auf der Schule haben wir die Geographie Afrikas gelernt und meine Mutter hatte mit mir die Haupt- und andere wichtige Städte geübt. Wir konnten uns nicht entscheiden, ob wir “Addis Ababa“ oder “Daressalam“ schöner fanden. Ich besuche gerne Städte, deren Namen ich schön finde und bis jetzt hat es sich immer gelohnt. Und nun könnte ich mal nach Addis Abeba fliegen. Zwar würde ich mich nur im Flughafengebäude aufhalten, aber vielleicht auch was von Äthiopien aus der Luft sehen.
Buchung und Check-In
Ich buchte den Flug. Die Buchung geschah ohne Probleme übers Internet. Allerdings hieß es plötzlich, dass nur ein Gepäckstück von 23kg erlaubt sei. Wie denn nun? Das mit den 2x23kg war für mich, zumindest nicht auf diesem Flug, nicht ganz so wichtig und ich entschied mich auf einen zweiten Koffer zu verzichten.
Der Online Check-in funktionierte auch, aber ich konnte mir keinen Sitzplatz reservieren. Mir wurde automatisch für beide Streckenabschnitte ein Fensterplatz zugewiesen. Tagsüber sitze ich gerne am Fenster, aber der Abschnitt Frankfurt-Addis Abeba ist in der Nacht und da sitze ich lieber am Gang. Das konnte ich aber bei der Gepäckabgabe in Frankfurt ändern. Für die Strecke Addis Ababa nach Windhoek behielt ich den Fensterplatz. Bei der Gepäckabgabe stellte ich fest, dass ich auch 2×23 kg hätte mitnehmen dürfen.
Laut Webseite sollte der Schalter am Flughafen drei Stunden vor der Abreise öffnen. Der Flug sollte um 21:30 losgehen, also erwartete ich, dass der Schalter um 18:30 in Betrieb genommen werden würde. Ich war früh dran und positiv überrascht, dass schon um 18:00 Uhr eingecheckt werden konnte. Da ich nur mein Gepäck abgeben wollte, kam ich bei einem separaten Schalter schnell dran. Hier konnte man mich auf einen anderen Sitz am Gang umbuchen.
Der Flug nach Addis Ababa
Boarding startete sehr pünktlich und ich wurde auf dem Airbus A350-900 von freundlichen Flugbegleiterinnen empfangen. In den meisten Flügen nach Namibia ist die Bestuhlung in Economy Glass 2-4-2. Hier war es 3-3-3. Die Gänge sind merklich schmaler als gewohnt, aber die Sitze sind angenehm und der Sitzabstand ist für mich als lange Person mehr als ausreichend.
Die Maschine sah noch sehr neu und sauber aus. Überhaupt soll die Flotte der Airline sehr modern sein.
Im Bordmagazin las ich mehr über Ethiopian Airlines. Im Finanzjahr 2017/2018 hatte die Airline
- 14 neue Maschinen gekauft und ist damit die erste und einzige Airline in Afrika, die mehr als 100 Flugzeuge im Betrieb hat
- 8 neue Ziele erschlossen
- 21% Zuwachs an Passagieren gehabt
- 43% Zuwachs im Umsatz gehabt
- 18% mehr Fracht befördert
SKYTRAX, die Organisation, die die Kundendienstleistung unter den Airlines bewertet, hatte der Airline 4 Sterne gegeben. Außerdem hatte SKYTRAX Ethiopian Airlines mit “beste Airline in Afrika”, “beste Business Class in Afrika” und “beste Economy Class in Afrika” ausgezeichnet. Natürlich ist dieser Artikel über die Airline im Bordmagazin der Airline vor allem Marketing und Selbstbeweihräucherung, aber es gab mir doch ein gutes Gefühl, sie für meine Reise gewählt zu haben. Ich dachte dabei an Air Namibia, welche andauernd rote Zahlen schreibt und nur durch Steuergelder vor dem Bankrott gerettet wird und fragte mich, warum man es nicht auch dort schafft, eine wirtschaftliche Fluggesellschaft zu betreiben.
Abendessen ist auf Langstreckenflügen nicht immer etwas, was mich in Begeisterung versetzt. Oft dreht es sich bei mir im Magen um, wenn ich die erhitzten Aluschachteln öffne und mir der Duft von Chicken oder Beef entgegenschlägt. Das Abendessen von Ethiopian Airways hat mich angenehm überrascht. Es gab die Wahl zwischen Pasta oder Fisch und ich wählte Pasta. Mir wurde ein großes Tablett gereicht. Drauf war die Aluschachtel mit der erhitzten Mahlzeit, einen Salat mit extra French Dressing, Cracker, eine Schmelzkäsezubereitung, ein Brötchen und Butter und einen Cremekuchen-Nachtisch. Ich bin vielleicht zuletzt zu viel Billigflieger geflogen, aber die Menge der Mahlzeit hat mich überrascht.
Die zweite Überraschung war die Qualität des Essens. Ich würde mich nicht wundern, wenn ich hören würde, dass der Salat am Morgen noch auf dem Feld gestanden hat, so frisch war er. Die Pasta war al dente und dazu gab es Erbsen und Möhren und einen Klecks Tomatensoße – genauso wie dass mag. Ich habe jedenfalls auch mit Genuss gegessen. Wann kann man das schon von einer Mahlzeit auf einem Flieger sagen?
Die Flugroute war von Frankfurt, über Österreich, die Balkanstaaten, Griechenland, Mittelmeer, Ägypten, das Rote Meer (um den Sudan zu umfliegen), Eritrea und nach Addis Ababa, Äthiopien.
Die Filmauswahl hat mich ein wenig enttäuscht, was die Aktualität betraf. Es gab keine neuen Filme, aber die Auswahl war sehr groß. Viele der Filme hatten allerdings keine deutsche Tonspur und ich musste mir meinen auf englisch ansehen.
Ankündigungen während des Fluges waren immer in äthiopisch und englisch.
Nach der völlig überhitzten Flugahafengebäude war das Klima an Bord recht kühl. Ich habe mir zusätzlich zum langärmeligen Hemd eine Fleecejacke angezogen.
Ich schlafe immer sehr schlecht auf Flugzeugen. So auch hier, aber den Aufwachkaffee habe ich doch verschlafen. Das nette Personal versprach mir welchen zu bringen. Wir überflogen schließlich gerade Äthiopien – dem Mutterland des Kaffee. Leider ging es dann in den Landeanflug, so dass ich nichts mehr bekam.
Bole International Airport, Addis Ababa
Wir landeten am frühen Morgen um 6:00 Uhr (4:00 MEZ) am Bole International Airport in Addis Ababa. Nun war ich gespannt, ob der Flughafen wirklich so schrecklich war wie im Internet berichtet wurde. Ich hatte während des Flugs in der Bordzeitschrift gelesen, dass der erste Teil des Neubaus gerade in Betrieb genommen wurde und ging davon aus, dass es nicht ganz so schlimm sein würde.
Ich kam im alten Teil des Flughafens an und dort war es, trotz früher Stunde, schon sehr voll. Reisende saßen mit ihrem Gepäck auf dem Boden und es war nicht immer einfach, sich einen Weg zu bahnen. Aber es ist ein großer Flughafen mit Duty Free Shops, Restaurants und auch richtigen Toiletten. Auch die provisorischen Toilettenanlagen, die wegen der Menschenmassen wohl nachträglich gebaut wurden, waren ganz normale Toiletten. Toilettenpapier war nicht immer in der Kabine selbst verfügbar. Dann lagen aber einige Rollen im Vorraum bereit und ich konnte mir genug Papier mitnehmen. Es gab auch Personal, das sich bemühte alles sauber zu halten.
Es gab sogar Waschbecken, wo die Gläubigen ihre Füße waschen können, bevor sie in einen Gebetsraum für Männer oder Frauen gingen.
Ich ging durch ein paar Duty Free-Läden. Es lohnt sich. So können Raucher z.B. Eine Stange Zigaretten für 12 US$ kaufen. Es gab sehr viele asiatische Reisende. Ein Chinese kaufte sich zwanzig Stangen Zigaretten und dazu gleich einen kleinen Koffer um seine Einkäufe zu transportieren. Außerdem wird in den Duty Free-Läden auch sehr viel Kaffee angeboten: als Bohnen oder gemahlen, in verschiedenen Röstgraden, Fairtrade oder nicht. Abgesehen vom Kaffee und den Tabakwaren werden außerdem die üblichen Duty Free-Waren wie Alkohol, Süßwaren, Parfüms, etc. angeboten.
Die Währung auf dem Flughafen ist US-Dollar. Man kann auch mit Euro zahlen, aber dann wird es kompliziert, weil der Kassierer einen Taschenrechner bemühen muss. Ich hatte auf Frankfurt ein paar US-Dollar gekauft, was das Leben sehr viel einfacher machte.
Ich ging in ein Restaurant, nahm einen Kaffee und nutzte da frei WiFi aus, um ein Lebenszeichen in die Welt zu setzen.
Ich fand das Flughafengebäude in Ordnung, kann aber auch nachvollziehen, wenn jemand sich dort nicht wohlfühlt. Ethiopian Airlines ist stolz darauf einen 21%igen Zuwachs an Passagieren zu haben, aber die müssen ja auch durch das Gebäude.
Nach dem Kaffee wollte ich herausfinden, wo das Gate für den Flug nach Windhoek ist. Ich wurde von einem hilfsbereiten jungen Mann auf Englisch angesprochen, der mir erklärte, dass Ich zuerst durch die Sicherheitskontrolle gehen müsste und dann einen Gang hinunter in den Neubau.
Die Sicherheitskontrolle ist, wie man es kennt. Computer, Kamera, Tablets oder eventuelle Kulturbeutel muss aus dem Handgepäck herausgeholt und in Körbe gelegt werden. Alle Taschen in der Kleidung müssen leer sein. Im Gegensatz zu Frankfurt musste ich sogar Schuhe und Gürtel ausziehen.
Ich ging den Gang hinunter, um die Ecke und plötzlich war ich im neuen Terminal und in einer anderen Welt. Viel weniger Menschen liefen herum, es war ruhig und die Toiletten waren nagelneu. Dafür gab es im Neubau noch keine Shops oder Restaurants. Laut Bordmagazin der Ethiopian Airlines war die erste Phase des neuen Terminal gerade geöffnet worden. Im nächsten Jahr soll der gesamte Terminal mit Restaurants, Duty Free-Läden, etc. in Betrieb genommen werden und dann Platz bis zu 22 Millionen Reisende pro Jahr bieten. Mit dem neuen Terminal wird der Flughafen der größte Flughafen Afrikas sein, größer als O.R. Tambo in Johannesburg.
Weiter nach Windhoek
Das Boarding zur zweiten Etappe meiner Reise verlief pünktlich und geregelt. Diesmal flog ich mit einer B787.
Ich saß am Fenster und dachte für die längste Zeit des Boarding dass ich allein auf der Dreierreihe sein würde. Aber ich wurde enttäuscht, denn eine Gruppe Gehbehinderter und deren Betreuer wurden ganz zum Schluss ins Flugzeug gelassen. Ein bbehinderterMann und sein Betreuer nahmen neben mir Platz. Da saß ich nun in meiner Ecke eingesperrt, aber konnte wenigstens aus Fenster schauen.
Zuerst gab es wegen Wolken nicht viel zu sehen, aber ab Kenia wurde es interessant. Die Wolken verschwanden und eine rraueWüste um den Turkanasee war zu sehen. Dann ging es das Rift Valley entlang nach Süden. Lake Nakuru, der Ngorongongo-Krater und die Serengeti taten sich auf meiner Seite des Flugzeugs auf. Für den Kilimanjaro auf der anderen Seite habe ich sogar meine Sitznachbarn gestört, bin aufgestanden und zu einem freien Fenster auf die Backbordseite gegangen. Der höchste Berg Afrikas gab sich wolkenverhangen.
Es ist nicht so, als ob ich die einzige war die die Mitreisenden störte. Mein Sitznachbar wollte nämlich auch den Ngorongongo-Krater sehen und lehnte sich immer an mir vorbei. Ich fragte, ob er Plätze tauschen wollte: er könnte am Fenster sitzen, sein Kumpel in der Mitte und ich am Gang. Er lehnte das Angebot ab und nach der Serengeti war die Aussicht auch nicht mehr so spannend und er machte ein Nickerchen.
Die Route von Addis Ababa nach Windhoek ging über Kenia, Tansania, ZSambia Botswana und Namibia. Die Demokratische Republik Kongo wurde umflogen.
Fazit
Über den Rückflug von Windhoek nach Frankfurt über Addis Ababa werde ich hier nicht schreiben. Er war genauso wie der Hinflug. Nur war es mir gelungen für die Strecke Windhoek-Addis Ababa einen Platz am Fenster mit leeren Sitz neben mir zu bekommen. Für die Strecke Addis Ababa-Frankfurt hatte ich einen Gangplatz.
Darum jetzt ein kurzes Fazit:
Wenn ich was zu maulen habe an Ethiopian Airlines, dann ist es die 3-3-3-Bestuhlung. Nicht nur macht das einen Fensterplatz für mich unattraktiv da es mir ein Gefühl von KKlaustrophobiegibt, die auch durch die schönste Aussicht nicht wettgemacht werden kann. Außerdem macht es die Gänge sehr eng, so dass man Schwierigkeiten hat, seinen Board Case zum Platz zu bringen.
Dann muss ich mich auch darüber beschweren, dass man sich beim Online-Check in nicht den Sitzplatz aussuchen kann. Vielleicht war diese Möglichkeit nur vorübergehend deaktiviert?
Aber Ethiopian Airlines an sich muss sich überhaupt nicht verstecken. Die Flugzeuge sind modern, der Service gut, die Flüge pünktlich. Gut, sie dauern durch den Umweg über Addis Ababa und dem zweieinhalbstündigen Aufenthalt dort insgesamt vier Stunden länger. Aber wenn man über Johannesburg nach Windhoek fliegt, dauert es genauso lang oder noch länger. Zu der Zeit kosteten die Tickets für einen Hin- und Rückflug weniger als 600 Euro. Für mich hat es sich gelohnt mit Ethiopian Airlines zu fliegen. Wenn der neue Terminal am Bole Internation Airport noch mehr in Betrieb genommen wird, wird auch der Aufenthalt dort sehr viel angenehmer sein.
Links
- Webseite von Ethiopian Airlines
- Addis Ababa surges as Sub-Saharan travel gateway
- Ethiopian, Abiy’s reforms makes Addis Ababa Africa’s air gateway
Zu dir
Bist du schon mal mit Ethiopian Airlines geflogen? Oder hast du schon mal den Bole International Airport in Addis Ababa besucht? Wie waren deine Erlebnisse?
Anette Seiler
Anette bereist schon seit ihrer Kindheit das südliche Afrika. Sie liebt es, in der freien Natur zu sein, zu campen, Vögel zu beobachten und offroad zu fahren.
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