This post is also available in: English (Englisch)

Hast du schon im südlichen Afrika die bauchigen, dreibeinigen, gusseisernen Töpfe gesehen? Jeder Haushalt hat mindestens einen. Vielleicht fragst du dich, was die Einheimischen mit diesem Topf zubereiten? Eine Antwort ist: Wir kochen ein Potjie. Hier zeigen wir dir, was so besonders an einem Potjie ist, und wie wir es zubereiteten.

Kurzer Satz zur Aussprache: „Potjie“ ist ein afrikaanses Wort und wenn du dich nicht blamieren möchtest, sprich es so aus, wie die Buren es tun: Poikie.

Was ist ein Potjie?

Potjie auf dem Lagerfeuer — Ein Potjie ohne Beine auf einem Ständer

Ein Potjie kann mehrere Dinge sein:

Ein Potjie ist ein dreibeiniger, gusseiserner Topf. Eigentlich ist „Potjie“ die Verniedlichung vom Wort „Pot“ (Topf), aber alle dreibeinigen Töpfe, auch die mit der Größe 25 (70l), sind Potjies.
Ein Potjie oder genauer, „Potjiekos“, ist ein Eintopf, der in einem Potjie zubereitet wird, also Kost aus einem Potjie.
Das soziale Zusammensein, wenn eine Gruppe Menschen in einem Potjie ein Potjie kocht, ist auch ein Potjie. Eine Einladung klingt dann so: „Hast du Lust am Samstag auf ein Potjie rüber zu kommen?“ Wenn du so eine Einladung annimmst, plane mindestens den Nachmittag und Abend, wenn nicht gar den ganzen Tag ein.

Das Gericht ist typische „Burekos“, also ein Gericht der Buren im südlichen Afrika. Jan van Riebeek brachte den Topf aus den Niederlanden ans Kap und die Voortrekker haben schon vor 200 Jahren ihren Eintopf in einem dreibeinigen Topf gekocht.

Woraus besteht Potjiekos?

Ein Potjie-Gericht ist ein Eintopf aus Fleisch und Gemüse. Was die Zutaten betrifft, ist der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Egal, ob Rind, Lamm, Huhn oder andere exotische Fleischsorten – alles kannst du zu einem Potjie verarbeiten. Oft werden auch Innereien wie Kutteln in ein Potjie gegeben.

Du solltest darauf achten, dass es ein Fleisch ist, dass für einen Eintopf geeignet ist, z.B. Ochsenschwanz oder Beinscheibe vom Rind. Wenn du nur Filet oder Koteletts vorrätig hast, mache lieber Braaivleis davon.

Ein paar ganz fortschrittliche Menschen bereiten vielleicht auch ein vegetarisches Potjie zu. Ob das noch ein echtes Potjie ist, sei dahingestellt.

Die Voortrekker, damals, hatten kaum Gemüse bei sich. Sie waren mit ihren Ochsenwagen auf dem Weg. Pflanzliche Zutaten wurden im Busch gesucht.

Echtes Potjie besteht also eher aus viel Fleisch mit Gemüse.

Bei der Auswahl von Gemüse ist vieles möglich. Zwiebeln, Kartoffeln, Möhren und Kürbis wird fast immer in ein Potjie gegeben. Pilze Kohl, Brokkoli, grüne Bohnen oder Erbsen werden gerne genutzt.

Eine Frage, die bei Rezepten oft gestellt wird, ist die Frage nach der Menge. Wieviel Gramm Fleisch? Wieviel Milliliter Brühe? In der Hinsicht geht es aber bei einem Potjie eher nach Gefühl als nach Wissenschaft.

Ein Potjie braucht viel Zeit

Ganz wichtig bei einem Potjie ist die Zeit. Du kannst ein Potjie nicht mal eben in einer Stunde fertig machen. Dann hast du vielleicht eine Suppe oder einen Eintopf, aber kein Potjie. Potjie sind „slow food“; sie werden bei niedriger Hitze über mehrere Stunden gekocht.

Kritiker mögen einwenden, dass ein Potjie zu lange kocht, dass alles verkocht ist, und dass keine Vitamine mehr im Ergebnis sind. Wenn du dein Gemüse knackig und vitaminreich möchtest, brate es im Wok oder mache Salat. Bei einem Potjie geht es darum, über längerer Zeit und kleiner Flamme die Geschmacksstoffe der Zutaten herauszuholen und zu vermischen.

Ein Potjie ist ein gesellschaftliches Zusammensein

Die Zubereitung eines Potjies ist mehr als nur Zutaten in einen Topf geben und erhitzen, bis es gar ist. Traditionell wird Potjie in einer Runde von Familie und Freunden gekocht. Man sitzt über mehrere Stunden zusammen, erzählt sich was, singt, lacht und trinkt etwas, während gleichzeitig das Potjie über dem Feuer köchelt.

In der Gruppe sollte eine Person der Hauptkoch sein. Die anderen dürfen Gemüse schnibbeln und vielleicht auch mal abschmecken, aber nur einer ist für das Kochen zuständig.

Wir kochen ein Potjie

Vor einiger Zeit haben Anita und Heiko während eines entspannten Wochenendes an der Spitzkoppe ein Potjie in einem Potjie zubereitet. Sie haben Springbok-Schenkel als Fleisch benutzt.

Hier gebe ich das Rezept für das Potjie, aber du kannst bei diesem Gericht flexibel sein und Zutaten austauschen oder andere Gewürze verwenden.

In unserem Video wurde für sechs Personen gekocht.

Ausrüstung zum Potjiekochen

Ohne Potjie gibt es kein Potjie. Ein Potjie MUSS in einem dreibeinigen Topf gekocht werden.

Nein, diese Aussage stimmt nicht ganz. Ein Potjie MUSS in einem traditionellen bauchigen Topf gekocht werden, aber der Topf muss keine drei Beine haben.

Es gibt diese Töpfe auch ohne Beine und sie heißen auch Potjie. Du darfst sie nutzen, solange du den Topf irgendwie so erhöhen kannst, dass er von unten erhitzt wird. Drei Steine können als Beinersatz dienen. Es gibt auch zusammenklappbare Ständer, die den Potjie erhöhen, damit man darunter Feuer machen kann. Ganz früher wurden die Potjie an einer Kette aufgehängt und schwebten über dem Feuer. Eine ganz moderne Entwicklung ist ein Kamin für ein Potjie.

Wie du im Video sehen kannst, benutzten wir einen Kamin. Diese Geräte sind extra für die Dreibeintöpfe gebaut und stabil genug, mehrere Kilo auszuhalten. Allerdings sind sie auch groß und sperrig. Du kannst aber auch ohne Kamin ein Potjie kochen. Schließlich hatten die Voortrekker vor 200 Jahren auch keine Kamine, haben aber Potjie zubereitet.

Wir benutzten Grillketts, weil sich damit die Hitze besser regulieren lässt. Du kannst– wie die Voortrekker vor 200 Jahren – Holz, bzw. Glut, benutzen. Pass nur auf, dass das Feuer nicht zu heiß wird. Eine andere Möglichkeit ist, dass Feuer etwas entfernt vom Potjie zu machen und ab und zu ein paar glühende Kohlen unter den Topf zu legen.

Das Rezept von Potjiekos

Springbok-Potjie mit Klöße

Rezept von Anette SeilerKüche: Burekos

Portionen

Zubereitungszeit

Minuten

Kochzeit

Stunden

Zutaten

Zutaten für das Potjie
Zwiebeln
Möhren
Butternut
Kartoffeln
Springbok-Schenkel
1 Paket gewürfelter Bacon
200 ml Rotwein (oder 300 ml)
Öl zum Anbraten
2 Tütensuppen (z. B. Oxtail)
Gewürze
Instant-Brühe
Sonnengetrocknete Tomaten
Zutaten für die Klöße
1 Paket Selfraising Flour
Salz
350 ml Wasser
Getrocknete Petersilie

Anweisungen

Vorbereitung
Schäle die Zwiebel und schneide sie in kleine Würfel.
Schäle die Möhren und schneide sie in fingerdicke Scheiben.
Schäle die Butternut, entkerne sie und schneide sie in größere Würfel.
Schäle die Kartoffeln und schneide sie in größere Stücke.
Weiche die sonnengetrockneten Tomaten ein und würfele sie.
Löse die Tütensuppen in 500 ml heißem Wasser auf. Fülle sie mit weiteren 500 ml kaltem Wasser auf.
Zubreitung
Bevor wir mit dem Kochen beginnen noch einen Satz zur Technik. Der Deckel des Potjies bleibt immer drauf, außer wenn du Zutaten in den Topf gibst, umrührst, abschmeckst oder einfach mal reinguckst um zu sehen, ob es zu stark kocht. Sonst gilt: Der Topf bleibt zu.
Wenn die Grillketts durchgeglüht sind oder die Glut vom Feuer den Topf erhitzt hat, gebe Öl zum Anbraten in den Topf.
Brate das Fleisch im heißen Öl an, bis es von allen Seiten leicht gebräunt ist.
Rühre den gewürfelten Bacon unter das Fleisch.
Wenn das Fleisch braun ist, gebe die Zwiebeln in den Topf und rühre sie unters Fleisch.
Gebe die aufgelösten Tütensuppen in den Topf und rühre alles gut durch.
Gebe die Instant Brühe dazu. Rühre.
Gebe die sonnengetrocknete Tomaten in den Topf und rühre.
Lasse diese Mischung lange auf schwacher bis mittlere Hitze köcheln. Die Buren sagen, dass der Inhalt des Topfes „sprechen“ muss, aber nicht zu laut sprechen darf. Es sollte auf keinen Fall aggressiv kochen, sondern nur leise vor sich hin köcheln. Auf dem Video spricht unser Potjie fast schon zu laut.
Wenn das Fleisch fast durchgegart ist (was nicht zu schnell passieren sollte), gebe das Gemüse dazu.
Gebe den Wein dazu.
Nun gehen die Traditionen auseinander. Die einen bestehen darauf, dass ein Potjie ab jetzt nicht mehr umgerührt werden darf. Sie geben zuerst das harte Gemüse, welches länger braucht, in den Topf und später das weichere Gemüse. Jede Zutat soll ihren eigenen Geschmack behalten.
Die anderen rühren auch weiter im Topf, damit sich der Geschmack vom Fleisch mit dem vom Gemüse vermischen kann. Die Puristen nennen das dann eher „Stew“ oder „Eintopf“ als Potjie.
Wenn der gesamte Inhalt im Topf weich ist, schmecke nochmal ab.
Zubereitung der Klöße
Rühre aus dem Selfraising Flour, Salz, getrockneter Petersilie und Wasser einen weichen Teig an.
Gebe dann den Kloßteig löffelweise oben auf den Eintopf. Erstaunlicherweise löst sich der Teig nicht in den Eintopf auf, sondern formt Klöße, die durch den Eintopf von unten gedämpft werden.
Lege auf dem Deckel des Potjies ein paar glühende Kohlen, damit die Klöße auch ein wenig Oberhitze bekommen. Sie sollten allerdings keine Kruste entwickeln, sondern weich bleiben.
Wenn die Klöße gar sind (es klebt kein Teig mehr an der Gabel, wenn du reinpiekst und sie haben eine brotartige Konsistenz), ist das Potjie fertig.
Nun kannst du das Potjie auf Teller verteilen. Der Trick ist, dass du mit einem großen Löffel durch alle Zutaten schöpfst, damit alle von allem etwas abbekommen. Jeder bekommt einen Kloß, der als Brot zum Eintopf dient.

Recipe Video

Guten Appetit.

Wenn dir Potjiekochen Spaß macht, probiere es mal mit anderen Fleisch- und Gemüsesorten aus. Wenn du dann richtig gut bist, kannst du an einer Potjiekoskompetisie, einem Wettbewerb, den es in jeder südafrikanischen Kleinstadt gibt, teilnehmen.

Mehr Information zum Potjie

Wenn dich die Geschichte zum Potjie (Topf und Gericht) interessiert, empfehle ich dir

den Artikel „Potjiekos“ vom Namibian (in Englisch).
Den Wikipedia-Eintrag zu „Potjiekos“ (Deutsch) und „Potjiekos“ (Englisch)
A brief history of the cast-iron potjie pot (English)
Potjiekos (Afrikaans)

Willst du auch ein Potjie kochen?

Hast du Lust auf Potjiekos bekommen? Woraus würdest du ihn kochen? Hast du schon Potjiekos gegessen? Hat es dir geschmeckt?

Schreibe uns von deinen Erfahrungen und Plänen in den Kommentaren.

Anette Seiler

Anette bereist schon seit ihrer Kindheit das südliche Afrika. Sie liebt es, in der freien Natur zu sein, zu campen, Vögel zu beobachten und offroad zu fahren.