Die Touristeninformation in Henties Bay hat alle Information, die eine Offroaderin braucht. Meine Lieblingskarte ist ein Satellitenbild der Gegend zwischen Henties Bay und dem Ugab, dem Brandberg und dem Atlantischen Ozean, auf der mehrere Offroadtouren mit Koordinaten und kurzen Informationen eingezeichnet sind. Die Tour durch den Messumkrater sind wir neulich gefahren, nun wollen wir ein Stück der „Minerals 4×4 Route“ fahren.
Für die gesamte Strecke dieser Route, die von Meile 72 bis zum Brandberg und dann weiter zur Brandberg-West Mine geht, bräuchte man sicher drei oder vier Tage. Natürlich könnte man sie auch in einem Tag befahren, aber dann könnte man nicht anhalten, spazieren, fotografieren und schwimmen gehen.
Ja, schwimmen gehen. Ein Wegpunkt auf dieser Route ist nämlich das Tote Meer, dass so salzig sein soll, dass man dort nicht untergehen kann.
Außerdem gibt es auf der Minerals 4×4 Route mehrere stillgelegte Minen. Michael, unser Steineliebhaber will natürlich bei solchen Aussichten mitkommen.
Wir, das sind Anita, Michael und ich und natürlich auch Penny, brechen nach dem Frühstück von Meile 108 aus auf und fahren erstmal die C34 etwa 50 Kilometer weit nach Südost. Etwas weiter südlich von der Abzweigung nach Meile 72, geht ein Weg nach Osten ab. Ein Schild weist diesen als Minerals 4×4 Route aus.
Als erstes lassen wir die Luft aus unseren Reifen, damit wir weicher über das Wellblech fahren können. Dann kann es losgehen.
Rosenquarz Mine
Der erste Wegpunkt laut Karte ist eine verlassene Rosenquarzmine. Dazu müssen wir den Hauptweg nach ein paar Kilometer in südliche Richtung verlassen und fast wie bei einer Achterbahn die Hügel hoch und runterfahren. Schon auf dem Weg zur Mine sehen wir große Brocken Rosenquarz am Wegesrand liegen.
Die verlassene Mine ist klein, aber für einen Steineliebhaber ein Paradies. Rosenquarz in allen Formen und Farbschattierungen von blassrosa bis pink liegt hier herum. Außerdem gibt es Schörl (schwarzer Turmalin) und Muscovit.
Michael läuft herum, um sich die schönsten Rosenquarzstücke zu suchen. Anita und Penny bleiben beim Auto, ich laufe durch die Gegend und fotografiere.
Dieser erste Stopp war schon mal ein voller Erfolg. Glücklich treffen wir uns wieder beim Auto und fahren weiter. Vor uns liegt der Brandberg.
Strathmore South – Totes Meer
Ein paar Kilometer weiter müssen wir wieder den Hauptweg verlassen und eine kleine Pad in südlicher Richtung einschlagen. Der nächste Stopp ist das Tote Meer.
Wir fahren durch große Abraumhalden und erreichen schließlich das Tote Meer. Das Wasser ist grün und so warm wie in einer Badewanne. Die Oberfläche des Pools ist etwa so groß wie ein Tennisplatz.
Die grüne Farbe des Wassers wirkt zuerst ein wenig abschreckend, aber ein Schild der Henties Bay Tourist Information informiert uns, dass wir bedenkenlos im Wasser schwimmen können, ja, dass das Wasser eine heilende Wirkung haben soll.
Wir ziehen uns Badeanzüge an und waten ins Wasser. Bald wird der Pool so tief, dass wir nicht mehr stehen können, aber auch schwimmen ist ganz anders als in normalem Wasser. Wir treiben wir leere Flaschen oder Korken auf der Wasseroberfläche; die gewohnten Schwimmbewegungen funktionieren irgendwie nicht. Wir stellen fest, dass wir uns auf diesem Wasser am einfachsten fortbewegen können, indem wir rückwärts schwimmen.
Wir haben Spaß wie kleine Kinder in dem Wasser.
Penny sieht uns im Wasser und plötzlich kommt sie auf uns zu geschwommen. Sie will auch am Spaß teilhaben und schwimmt von einem zum anderen.
Ziemlich bald bildet sich eine harte Salzkruste auf der Haut. Michael ist einmal untergetaucht – so es denn ging – und hat nun Salzkruste in den Haaren und Ohren. Auch dort, wo das Wasser an den Felsen stößt, hat sich Salz abgelagert. Michael bricht ein paar schöne Salzkristalle ab.
Irgendwann fällt uns ein, dass wir ja noch weiterfahren wollen und wir verlassen den Pool.
Man sollte sich mit Trinkwasser abspülen können, wenn man in dem See war. Wir haben zwar Wasser dabei, aber da wir noch tiefer in die Wüste fahren wollen, sind wir damit geizig. Wir versuchen uns gegenseitig die Salzkruste auf dem Rücken mit einem Handtuch wegzuwischen, aber die Salzkristalle sitzen an den kleinen Härchen auf der Haut fest. Am Ende ziehen wir unsere Kleidung einfach rüber, aber mit jeder Bewegung merkt man das Salz auf der Haut. Es ist allerdings nicht so schlimm, dass man sich die Haut aufscheuert.
Molopo Petalite
Unser nächstes Ziel ist wieder eine verlassene Mine namens „Molopo Petalite“. Der Wegpunkt ist in unserem Navi gespeichert, allerdings sind die Wege nicht mehr in unserem Kartenmaterial eingezeichnet.
Es ist nicht so, dass es keine Wege mehr gibt, aber wir wissen nicht, welchen wir nehmen müssen. Das Navi zeigt nur eine allgemeine Richtung an. Ich versuche in die Richtung zu fahren, muss aber zwischendurch umkehren und doch die andere Abzweigung nehmen.
Nach längerem Hin und Her erreichen wir dann die Mine. Auch sie ist verlassen. Hier wurde ein noch größeres und tieferes Loch als bei Strathmore South ausgehoben. Es ist allerdings trocken.
Michael und ich laufen ein wenig herum, immer auf der Suche nach schönen Steinen und Kristallen. Allerdings werden wir nicht fündig. Nur Muscovit liegt hier in geschichteten dünnen Plättchen rum.
Strathmore North Zinnmine
Wir nehmen uns vor, auch noch die nördliche der beiden Strathmoreminen zu besuchen. Unser Navigationsgerät wirft allerdings das Handtuch. Es findet keinen Weg, kann deshalb auch keine Route vorschlagen und zeigt uns noch nicht mal den Wegpunkt auf der Karte. Wir haben nur die Information, dass die Mine 7,5 km Luftlinie in nordöstlicher Richtung liegt.
Noch sind die Wege in sehr gutem Zustand. Wir nehmen den besten in die richtige Richtung, aber der verändert bald seine Richtung nach Norden.
Nach 5 km wird aus dem breiten Weg eine einfach Tweespoor-Pad und unser Ziel liegt laut Navi 5 km in einer anderen Richtung. Da erreichen wir eine weitere Mine. Hier ist kein großes Loch ausgehoben, sondern stehen Ruinen und alte Autowracks herum.
Wir entscheiden uns umzukehren. Ohne gutes Kartenmaterial ist die Herumfahrerei eher eine Sache des Glücks. Wir sind hier mitten in der Wüste und wollen kein unnötiges Risiko eingehen. Außerdem ist es bereits nachmittags und wir wollen um 17:00 Uhr wieder auf Meile 108 sein.
Wir kehren um, lassen den Brandberg hinter uns liegen und fahren in Richtung Lagunenberg und damit zur Küste.
Fazit
Für uns drei war es ein lohnender Tagesausflug. Vor allem die Rosenquarzmine und das Tote Meer haben uns viel Spaß gemacht.
Zu diesen beiden Zielen gibt es auch noch auf Tracks4Africa das nötige Kartenmaterial. Wenn du diese Orte auch besuchen möchtest, kannst du dich mit der Karte nicht verfahren.
Alle weiteren Ziele sind risikoreicher. Man kann sich zu leicht in der Wüste verirren. An sich ist die Orientierung einfach: Der Brandberg ist ein markantes Zeichen in der Wüste, aber die Orientierung mit diesem Berg ist einfach zu grob.
Wir wollen auf jeden Fall mal die gesamte Minerals 4×4 Route fahren. Dafür werden wir uns aber mehr Zeit nehmen und uns besser vorbereiten.
- Meile 108 – Teil 1
- Meile 108 – Teil 2
- Meile 108 – Teil 3
- Meile 108 – Teil 4
- Meile 108 – Teil 5
- Meile 108 – Teil 6 – Messumkrater
- Meile 108 – Teil 7 – Mineralienroute
- Meile 108 – Teil 8 – Cape Cross
- Meile 108 – Teil 9
- Meile 108 – Teil 10
Anette Seiler
Anette bereist schon seit ihrer Kindheit das südliche Afrika. Sie liebt es, in der freien Natur zu sein, zu campen, Vögel zu beobachten und offroad zu fahren.
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